Wieder ein neuer Eigentümer, wieder ein neuer Name. Gerade zwei
Jahre nachdem die Stadtmobil Carsharing GmbH (ehemals
Nachbarschaftsauto) komplett von Shell drive übernommen und
umbenannt worden war, müssen die Teil-Autos in Dortmund (und
weiteren 19 Städten) erneut umgespritzt werden.
Jetzt erhalten sie (bis spätestens zum 30. April) den Namenszug
Greenwheels, hinter dem sich Collect Car B.V. verbirgt, das
größte Carsharing-Unternehmen der Niederlande.
Erklärtes Ziel des neuen Eigentümers: „Wir wollen
expandieren!”
Collect Car war 2004 mit Übernahme der Stattauto Carsharing AG
(Sitz in Berlin, vertreten auch in Hamburg, Potsdam, Rostock und
Schwerin, 7000 Kunden) in den deutschen Markt eingestiegen. Auch
Shell drive hatte damals für Stattauto, den in eine schwere
Finanzkrise geratenen Pionier des deutschen Autoteilens, mitgeboten. So
schließt sich der Kreis. Shell will sich jetzt wieder aufs
Kerngeschäft konzentrieren. Mobilitätsdienstleistungen
zählen nicht dazu.
Beide Greenwheels-Töchter, formal noch voneinander getrennt,
sollen schnell zusammengeführt werden. Ob die Dortmunder
Shell-drive-Zentrale (21 Mitarbeiter) im Union-Gewerbehof erhalten
bleibt? Laut Stattauto-Vorstand Birger Holm, Mitglied im
Greenwheels-Team, das die Fusion vorantreiben soll, ist hier noch
nichts (vor-)entschieden.
Was ändert sich für die Nutzer? Holm kündigte bereits
ein einfacheres Preissystem an – vermutlich bald schon dürfte auch
in Dortmund der Greenwheels-Tarif angeboten werden. Einen Wechselzwang
für Altkunden wird es aber wohl nicht geben. Der
Stattauto/Greenwheels-Tarif sieht bei nur zwei Fahrzeugtypen (Opel
Corsa [tlw. Smart] und Opel Astra Kombi) höhere Stundensätze
(3 bzw. 4 Euro tagsüber, 1 € nachts), dafür deutlich
niedrigere Kilometerkosten (10/12 Cent, wie bei Shell drive inklusive
Benzin) vor. Zum Vergleich: Ein Shell-drive-Smart kostet 1,50 €, ein
Toyota Yaris 2,20 €, ein Kombi 2,70 € – bei Kilometerkosten von 21 bis
25 Cent, ab 100 Kilometer weniger. Günstigere Tages- und
Wochentarife gibt es bei Greenwheels nicht; ÖPNV-Abonnenten zahlen
keine Monatsgebühr (10 €), erhalten aber keinen weiteren Rabatt
wie bei Shell drive. Für Transporter oder Kleinbusse verweist
Greenwheels auf Sonderkonditionen beim Autovermieter Hertz.
Greenwheels sagt den 13.000 Shell-drive-Kunden (2200 in Dortmund) nicht
nur den Erhalt aller Fahrzeug-Stationen (110 mit 400 Autos, Dortmund:
19/52) zu, sondern verspricht auch deren Ausbau. „Wir wollen
expandieren, dichter an die Kunden heran”, bekräftigte Birger Holm
im Gespräch mit der Stadtfairkehr. Zahlen will er keine
nennen. Für Berlin ist die Verdoppelung der Stationen von 50
auf 100 geplant. Greenwheels-Gründer und -Chef Jan Borghuis gab nach der Stattauto-Übernahme im
Frühjahr 2004 als Zielvorgabe aus, dass in Großstädten
alle 500 Meter ein Teil-Auto stehen solle.
Wird damit der Sprung „aus der Müsli-Ecke” (Spiegel Online) oder
der „Öko-Nische” (Stadtfairkehr 19) gelingen? Das
Carsharing-Potenzial in Deutschland taxierte eine 2004 erstellte Studie
für das Bundesverkehrsministerium auf 1,5 bis 2 Millionen Nutzer;
tatsächlich gab es Ende 2005 nur 85.000 Kunden. Auch
Professionalisierung, Marktorientierung und vereinfachte Handhabe
haben mithin (noch?) nicht zu einer „echten Marktdurchdringung”
geführt, wie Georg Wilke vom Wuppertal-Institut feststellte, der
die Zukunft des Carsharings für das Bundesforschungsministerium
untersucht hat.
Man nehme Dortmund: Außerhalb der Innenstadt gibt es ganze drei
Stationen, in den meisten Vororten findet Carsharing nicht statt. Das
Scheitern des Pendler-Projekts Combi-Car passt da ins Bild: „In den
Außenbezirken”, sagt Shell-drive-Sprecherin Gaia Schleifer, sei
Carsharing nur „schwer zu vermitteln”. Auch teure
Marketing-Kampagnen haben daran nichts ändern können.
Vielleicht hat Greenwheels ja mehr
Erfolg. Lorenz Redicker
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