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WM-Meile nur für Autofahrer
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Ein Umdenken bei Radfahrern ist zwar erkennbar, aber falsche Vorgaben machen
die neue Hohe Straße zu einer Asphaltwüste mit wenig Aufenthaltsqualität.
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Gegen
den Wunsch aller Umwelt- und Verkehrsverbände - auch das Planungsamt
war dagegen - ist die Hohe Straße zu einer vier-, in den
Kreuzungsbereichen sogar fünfspurigen Asphaltpiste aufgebläht worden.
Von der Verkehrsbelastung her ist das unnötig, denn selbst in der
Bauphase gab es bei nur einspuriger Verkehrsführung praktisch keine
Staus.
Die
Ratsmehrheit hatte sich über die Bedenken der Ortspolitiker von SPD und
Grünen in den Bezirksvertretungen Innenstadt-Ost und West
hinweggesetzt. Als Grund dafür musste die Fu§ball-Weltmeisterschaft
herhalten: Nur für einen Ausbau hätte es angeblich Geld vom Land
gegeben, nicht aber für den zunächst geplanten Rück- oder besser:
Umbau, argumentierte die Stadtspitze. Was dann die Dortmunder Planer
und das Tiefbauamt aus dieser Vorgabe gemacht haben, lässt bei ihnen
erfreulicherweise einige Ansätze für ein Umdenken erkennen. Besonders,
wenn man den Umbau der Hohen Stra§e mit den ersten, nach dem
Stadtbahnbau neu gestalteten Stra§en, vergleicht.
Radverkehr
Einen
durchgehend geraden Radweg, der nicht, wie bei der Märkischen- oder der
Schützenstraße, eine Art Hindernisparcours darstellt, ist ein Novum in
der Dortmunder Innenstadt. Als Radfahrer kann man jetzt an der Hohen
Straße zügig und ohne Umwege die Kreuzungen queren - leider auch nur
geradeaus. Dass Radfahrer auch links abbiegen, scheint bei der Planung
der Knotenpunkte nicht vorgesehen zu sein. Immerhin, vor Ampeln kommt
man direkt zu stehen, ohne sich in die Abgaswolke einer Autoschlange
einreihen zu müssen.
Dieser Komfort für Radfahrer wird durch die
Parkgewohnheiten der Autofahrer regelmäßig beschnitten. Be- und
Entladen wird ausschließlich auf dem Radfahrstreifen. Für Autofahrer
verbietet sich scheinbar das Parken auf einer Fahrspur, mag die zweite
auch noch so breit sein. Die Radwege an der Hohen Straße werden von
ihnen systematisch als Parkplatz missbraucht.
An der Ecke Südwall
wird der Radweg regelmäßig von Rechtsabbiegern zugestellt, so dass er
von Radlern gar nicht benutzt werden kann (s. Foto oben). Die Verwaltung hat hier
Abhilfe zugesagt.
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Baumschutz-Bügel als Abstellplatz für Fahrräder - das klappt leider
nicht überall. Wie hier, wo sich Radfahrer den Platz mit einem
Abfalleimer teilen müssen.
Foto: Krüger-Sandkamp |
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Südlich der S-Bahn sind Fahrradabstellbügel
bisher nur vor dem Hotel Drees an der Querstraße aufgestellt worden.
Das sind viel zu wenig. Vor allem vor Geschäften und Gaststätten fehlen
Radabstellmöglichkeiten. Zum Schutz der Baumscheiben wurde ein
Beschluss der Bezirksvertretung Innenstadt-West umgesetzt und überall
Bügel statt Poller eingebaut. Diese Bügel können auch zum Anschließen
von Fahrrädern benutzt werden. Die Anregung des VCD, einen dritten
Bügel zur Bürgersteigseite zum gleichen Zweck und Schutz der
Baumscheiben anzubringen, ist verwirklicht worden, leider nur zwischen
Wall und Sonnenstraße. Im älteren Kreuzungsbereich zur Kreuz- und
Saarlandstraße etwa haben alle Baumscheiben nur kurze Holzpoller, die
zum Abstellen von Fahrrädern ungeeignet sind.
In den Einmündungen
der kleinen Nebenstraßen könnte das Falschparken in der Fünf-Meter-Zone
verhindert werden, wenn jeweils Radabstellbügel installiert würden.
Nachbesserungen wurden auch hier von der Verwaltung zugesagt.
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Fußverkehr
Die
Abschaffung der Dreiecksinseln am Grafenhof, die Fußgänger zwangen,
nacheinander vor bis zu vier Ampeln zu warten, um einmal die Straße zu
queren, und neue Querungshilfen sind die einzigen Konzessionen, die
Fußgängern gemacht wurden; sonst geht der gesamte Ausbau der Hohen
Straße zu deren Lasten.
Mit fünf Fahrspuren und zwei Radwegen hat
sich die Wegstrecke über eine Kreuzung fast verdoppelt und die
Wartezeit vor Ampeln erheblich verlängert.
Durch die
Querungshilfen zwischen den Ampelkreuzungen ist die Hohe Straße für
Fußgänger immerhin etwas durchlässiger als die Märkische Straße oder
die Ruhrallee mit ihrem fast unüberwindlichen Mittelstreifen. Aber die
Furten zu den Querungsinseln sind dauerhaft zugeparkt, wenn sie nicht
in Zukunft durch Fahrradabstellbügel (keine Poller!) geschützt werden.
Mangelnde
Liebe zum Detail wie beispielsweise das Fehlen einer Linksabbiegerspur
für Radfahrer ist nicht für den motorisierten Verkehr erkennbar. Das
zeigt
sich etwa an den Ampelschaltungen, die Autofahrern ein störungsfreies,
schnelles Fortkommen ermöglichen, Fußgänger aber ausbremsen. Die
Anforderungsampeln an der Beurhausstraße und der Kreuzung
Markgrafen-/Gerstenstraße benachteiligen Fußgänger besonders: Sie
schalten schon nicht mehr, wenn der Querverkehr Gelb sieht. Dann müssen
Fußgänger, obwohl die Autos stehen, eine zweite Ampelphase warten.
Um
die links abbiegenden Autofahrer zu privilegieren, bekommen Fußgänger,
wenn sie die Hohe Straße südlich der Markgrafenstraße nach Westen
überqueren, ganze 10 Sekunden Grün. Nicht nur Eltern mit Kindern oder
Gehbehinderte stehen regelmäßig auf der Mittelinsel mit dem
Stadtbahnaufzug und warten auf eine zweite Grünphase, um auch die
zweite Hälfte der Straße zu überqueren.
Solche Anforderungsampeln
in einem so dicht besiedelten Wohnquartier sind für Fußgänger eine
Zumutung. Die Schaltung sollte so geändert werden, dass Fußgänger
Priorität bekommen.
Fazit
Der autogerechte Ausbau der
Hohen Straße berücksichtigt den Radverkehr, wie sonst fast nirgends in
der Innenstadt. Dennoch - während der motorisierte Verkehr mehr Platz,
neue Linksabbiegemöglichkeiten und reichlich Parkplätze erhielt, müssen
sich Radfahrer und besonders die Fußgänger der fehlenden Detailplanung
für ihre Bedürfnisse und den Privilegien des motorisierten Verkehrs
unterwerfen. Als störendes Element für den Verkehrsfluss müssen
Fußgänger an den Knotenpunkten lange warten - oder rennen.
Als
Promenade können die verbliebenen schmalen Bürgersteige kaum herhalten.
Außengastronomie und flanierende Besucher bräuchten viel, viel mehr
Platz – Fußballfans übrigens auch. WM-Meile ist die Hohe Straße nur für
Autofahrer.
Manfred Krüger-Sandkamp |
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Stand: 16.03.2006
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