Ein Gastbeitrag von Carlotta Bauer (16)
Reisen bildet. Und am liebsten reise ich, wenn die Fahrt unkompliziert und günstig ist. Zum Beispiel von Dortmund nach Kassel für nur 5 Euro! Oder von Düsseldorf über Essen, Bochum und Hannover nach Berlin ab 10 Euro! Mit solchen Angeboten locken die Fernbusunternehmen, die in jüngster Zeit wie die Pilze aus dem Boden schießen. Meine Begeisterung war sofort geweckt, denn die Auswahl ist groß und die Preise sind klein. Aber ein Vergnügen ist das Reisen per Fernbus garantiert nicht immer.
Von den sechs Fahrten, die ich bisher antreten wollte, verliefen nur zwei reibungslos. Gebucht hatte ich jedes Mal bei Flixbus, immer sollte es von Dortmund nach Kassel und wieder zurück gehen. Das Buchen an sich geht ganz schnell und einfach im Internet, gezahlt wird bequem per Kreditkarte. Soweit, so gut.
Die ersten beiden Fahrten erfüllten meine Erwartungen: Pünktliche Abfahrts- und Ankunftszeiten, souveränes Personal, entspannte Reiseatmosphäre. Etwas unvorteilhaft erschien mir lediglich die Haltestelle, an der in Kassel aus- und zugestiegen wird: Ziemlich weit ab vom Schuss benötigt man per Straßenbahn noch eine ganze Weile bis ins Zentrum der Stadt, was bei anderen Busunternehmen anscheinend nicht der Fall ist. Doch das nahm ich in Kauf und buchte auch die nächsten beiden Fahrten bei Flixbus.
Kampf um Kostenerstattung
Die Hinfahrt hielt im Großen und Ganzen, was uns versprochen wurde; eine kleine Verspätung bei der Abfahrt erntete allgemeines Verständnis, da eben niemand gegen Urlaubsverkehr und Stau gefeit ist. Die Rückfahrt jedoch war ein Schuss in den Ofen. Nachdem der Bus aufgrund eines „technischen Fehlers" ausfiel, wie die nette Dame der Flixbus-Hotline verlauten ließ, mussten wir Reisegäste uns nun selbstständig um einen Ersatz kümmern. Mit einigen Anderen beschloss ich, mit der Bahn zu fahren, was allerdings einen ziemlichen Aufwand bedeutete. Nicht nur, dass ich mit insgesamt fünf Stunden Verspätung in Dortmund ankam. Obwohl auf der Homepage von Flixbus eindeutig geschrieben steht, dass im Falle eines Fahrten-Ausfalls sowohl das Busticket als auch anfallende Kosten für ersatzweisen Transport erstattet werden, musste ich für eben diese Erstattung lange kämpfen. Nach unzähligen Telefonaten, freundlichen Briefen und später weniger freundlichen E-Mails, die gar nicht oder nur ungenügend beantwortet wurden, kam das Unternehmen endlich meiner Forderung nach.
Kein Platz mehr im Bus
Trotz dieser schlechten Erfahrung reservierte ich für eine Freundin und mich erneut Plätze für die Fahrt von Dortmund nach Kassel und zurück. Doch diesmal erlebten wir logistisches Unvermögen in seinem vollen Ausmaß: Als wir in den Bus einsteigen wollten, wurde uns vom Busfahrer mitgeteilt, wir könnten nicht zusteigen, der Bus sei bereits voll. Wie sich herausstellte, hatte der bereitgestellte Bus genau zwei Plätze zu wenig. Wie ließen uns telefonisch von mehreren Flixbus-Mitarbeitern versichern, dass unsere Buchung ins System eingegangen war und wir deshalb Anspruch auf die volle Kostenerstattung hatten. Mit dieser Gewissheit wichen wir abermals auf eine zeitaufwändige Bahnverbindung aus. Allerdings durften wir im Nachhinein erneut erfahren, mit welcher unfassbaren Dreistigkeit unsere E-Mails ignoriert und unsere Forderung auf Kostenerstattung abgewiesen wurde.
Reisen bildet, und am liebsten reise ich, wenn die Fahrt unkompliziert und günstig ist. Wenn mich die bisherigen Fahrten per Fernbus eines gelehrt haben, dann, dass es den Aufwand nicht wert ist. Zumindest rate ich von Buchungen bei Flixbus ab. Die Idee, die dahinter steckt, erhält auf jeden Fall meine Zustimmung, allerdings bedarf die Verwaltung noch einer enormen Verbesserung. Vielleicht kann mich bis dahin ein anderes Busunternehmen überzeugen.
Anmerkung der Redaktion
Natürlich ist obenstehender Text nur ein Erfahrungsbericht, andere Reisende haben andere Erfahrungen gemacht - mit Flixbus und auch mit anderen Busunternehmen. Der Markt entsteht gerade erst, fest steht: Im Preis ist der Fernbus der Bahn auf vielen Verbindungen deutlich überlegen. Dafür müssen Reisende an anderer Stelle Einschränkungen hinnehmen.
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