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Stadtfairkehr Nr. 32 - Herbst/Winter 2013/2014 - Seite 4

Kein Bus mehr nach zehn Uhr abends?

Der Nahverkehrsplan für den Kreis Unna bietet Licht und Schatten

Anders als die Stadt Dortmund, die es seit gefühlten zehn Jahren nicht schafft, ihren Nahverkehrsplan (NVP) zu aktualisieren (siehe Kasten), hat der Kreis Unna sich dieser Aufgabe gestellt und das Dortmunder Planungsbüro Planersocietät mit der Überarbeitung des bestehenden Plans beauftragt. Der Auftrag selber allerdings klingt ein bisschen nach der Quadratur des Kreises: „Angebot verbessern, Geld sparen!" Es blieb uns zu schauen, wie das gehen soll.

Im Mai wurde nun der Entwurf veröffentlicht, wurden die Kommunen, die Nachbarkreise, aber auch die Fahrgastverbände VCD und Pro Bahn um Stellungnahme gebeten. Dieser Bitte sind wir gerne nachgekommen und haben uns die Vorschläge der Gutachter näher angeschaut.
Vieles geht auch aus unserer Sicht in die richtige Richtung. So soll in Lünen auch an Samstagen auf der Linie C1 wieder der 20-Minuten-Takt gelten, und somit am Verkehrshof Brambauer wieder ein sinnvoller Übergang zur Stadtbahnlinie U41 hergestellt werden. Derzeit fährt die Bahn alle 20, der Bus aber nur alle 30 Minuten - diese Sparmaßnahme des letzten NVP soll zurückgenommen werden.
Eine weitere gute Verbesserung steht für Schwerte-Westhofen an: Der kaum zu merkende 90-Minuten-Takt am Wochenende soll durch einen Stundentakt ersetzt werden. So kann dann auch zu jeder Stunde am Bf. Schwerte ein passender Anschluss zur Ardeybahn nach Dortmund hergestellt werden, nicht nur wie derzeit nur alle drei Stunden.
Weniger gut gefällt uns die Planung für Unna: Dort soll am Wochenende die C45 nur noch bis Lünern und nicht mehr bis Hemmerde fahren; für Hemmerde bliebe dann faktisch nur das Zugangebot der RB 59, aber der Bahnhaltepunkt liegt am Nordostrand des Ortes und ist für viele Bürger fußläufig kaum erreichbar.
Auch die Planung für den Raum Hamm/Werne/Lünen sollte unseres Erachtens noch einmal auf den Prüfstand. So sollen in der Schwachverkehrszeit die alle zwei Stunden fahrende und Städte verbindende S10 sowie die damit betrieblich verbundene Linie 116 zum Lüner Geistviertel eingestellt werden. Dafür soll die R14 (Werne - Stockum - Hamm) dann stündlich verkehren. Diese Lösung ist sicherlich gut für Stockum, die Bewohner des Geistviertels haben davon aber nichts und als Städteverbindung zwischen Lünen und Werne bleibt nur die stark verspätungsanfällige Regionalbahn RB 50.

Wider den Sparwahn

Und ganz grundsätzlich kritisch sehen wir den Vorschlag des Gutachters zum werktäglichen Bedienungszeitraum: Der soll (ausgenommen Lünen) nämlich um 22 Uhr schon zu Ende sein. Notwendig ist unseres Meinung nach aber auch für die Städte der Kategorie II (Unna, Schwerte, Kamen, Bergkamen) ein späteres Ende: Die jeweils letzte Abfahrt aus der Stadtmitte in die Ortsteile sollte in jedem Fall nach 22:00 Uhr liegen, so dass auch übliche Veranstaltungen von VHS, Sportvereinen etc. noch ohne Auto besucht werden können.
Ob und inwieweit die Vorschläge der Gutachter die eingangs genannte Forderung des Kreises nach Einsparungen erfüllen, konnten (und wollten) wir nicht prüfen. Ganz im Gegenteil - auch wenn die finanzielle Situation des Kreises bestimmt nicht rosig ist - unseres Erachtens wird die pauschale Sparforderung den Erfordernissen des Klimaschutzes, aber auch des demographischen Wandels nicht gerecht. Ein deutliches Plus beim ÖPNV ist nach unserer Ansicht das Gebot der Stunde, dies haben wir in unserer Stellungnahme deutlich gemacht.
Albrecht Buscher

Angebot verbessern, Geld sparen - so lautete die Vorgabe bei der Erstellung des Nahverkehrsplans für den Kreis Unna. Foto: Kevin Dicks/VKU


Unendliche Geschichte

Ursprünglich sollte der erste Entwurf für den Nahverkehrsplan Dortmund im August 2010 vorgestellt werden. Öffentliche Debatte, Überarbeitung, die politische Diskussion sollten vier Monate in Anspruch nehmen; für Dezember 2010 war die Beschlussfassung im Rat avisiert.

Soweit die Planung aus dem Jahr 2010. Inzwischen sind wir gut drei Jahre weiter. „Spätestens in der 2. Jahreshälfte 2013", heißt es noch Mitte November, sollen die Inhalte des Nahverkehrsplans nun vorgestellt werden. Vorher wurden noch „notwendige Änderungen aufgrund des neuen Personenbeförderungsgesetzes (PBefG), das seit dem 01.01.2013 in Kraft getreten ist, eingearbeitet".

Im August 2010 wäre das noch gar nicht möglich gewesen. Also: Weiter so. Die nächste Gesetzesänderung kommt bestimmt. Tatsächlich sind wohl Personalengpässe im Planungsamt Ursache für die Verzögerung. lore

Stand: 16.01.2014
     
   
 
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