Die Unterschiede selbst zwischen benachbarten Bahnhöfen
im Kreis Unna sind teilweise eklatant und erschreckend. Negativ
bewertet wurden unter anderem Bönen,
(Lünen-)Preußen, Unna-Königsborn, Unna-Massen
und Unna-West.
Hier musste gleich in der Mehrzahl der sieben Kategorien eine
negative Bewertung ausgestellt werden. Hinzu kommen weitere
Bahnhöfe, die Defizite in einzelnen Bereichen haben.
Häufig zählen hierzu die Barrierefreiheit, der
Erhaltungszustand und die Informationen zum Bahnverkehr und zur
Umgebung. Erkennbare Verbesserungen gibt es fast durchweg beim
Thema Graffiti. Viele andere Probleme müssen aber noch
mindestens ebenso aktiv angegangen werden.
Ein besonders deutliches Negativbeispiel ist der Bahnhof
Preußen an der Strecke Dortmund-Münster. Kurzfristig
bekannt geworden ist er 2009, als die Züge der Eurobahn auf
der Linie RB50 dort nicht mehr halten durften. Positiv gestimmt
haben dann Berichte aus dem Frühjahr 2011, in denen von einer
vollständigen Modernisierung zwischen Juni 2012 und Oktober
2013 die Rede war. Passiert ist bis zum heutigen Tag allerdings:
nichts. Zuletzt wurde eine Fertigstellung im Jahr 2015 genannt.
Zwei kleine Verbesserungen hat es gegeben: Graffitis werden auch
am Bahnhof Preußen in verschiedenen Farben überstrichen
und es gibt eine Verspätungsanzeige (dynamischer
Schriftanzeiger). Ansonsten gibt es deutlich mehr Schatten als
Licht. Besonders negativ bewertet wurden durch VCD und Pro Bahn
die Kriterien Sicherheit, Sauberkeit, Barrierefreiheit und
Zugänge sowie Informationen zum Bahnverkehr. Den Zugang
bildet ein Tunnel, den man nur durch schwergängige Türen
erreicht - die zudem von weitem gar nicht eindeutig als
Bahnhofszugang erkennbar sind. Schon der Geruch stört nach
dem Betreten das Wohlbefinden beträchtlich. Zusammen mit
schlechter Beleuchtung, marodem Bauzustand und fehlenden weiteren
Informationen entsteht selbst tagsüber ein Gefühl von
Unsicherheit.
Immerhin: ein Ticketautomat
Auf den Bahnsteig gelangt man ausschließlich über
Treppen. Ein Aufzug oder ein anderer barrierefreier Zugang fehlen
vollständig. Immerhin: auf dem Bahnsteig gibt es einen
funktionsfähigen Fahrkartenautomaten, der allerdings relativ
ungeschützt steht und bei direkter Sonneneinstrahlung schwer
lesbar ist. Auch der Bodenbelag (Asphalt) weist Schäden auf.
Aushänge sucht man vergeblich auf dem Bahnsteig. Die beiden
Vitrinen sind leer, die Scheiben zerstört. Den zum
Testzeitpunkt einzigen Aushangfahrplan findet man neben den
Eingangstüren vor Betreten des Bahnhofs.
Regnet und stürmt es, lässt die Ausstattung besonders zu
wünschen übrig. Es fehlen die meisten Scheiben des Wind-
und Wetterschutzes. Dann bleibt nur das Warten im unattraktiven
Tunnel oder einem der Treppenaufgänge. Trost bietet nur, dass
von Preußen aus mit den Linien RB50 und RB51 immerhin ein
guter werktäglicher 20-Minuten-Takt Richtung Dortmund Hbf
besteht und stündlich Züge Richtung Dülmen/
Enschede und Münster abfahren.
Offensichtlich ist, dass der Bahnhof Preußen seit langer
Zeit systematisch vernachlässigt wurde. Das ist umso mehr
bedauerlich, da es an sich gute Ausgangsbedingungen mit einem
großen Auto- und Fahrradparkplatz, einer Verknüpfung
zum Busverkehr sowie einem gastronomischen Angebot im
Bahnhofsgebäude gibt. Es wird Zeit, die Sanierungspläne
umzusetzen, den Erhaltungszustand insgesamt zu verbessern und
einen barrierefreien Zugang herzustellen. Der Bahnhof mit seiner
direkten Verknüpfung nach Enschede, Münster und Dortmund
hat viel Potenzial, neue Fahrgäste für den
umweltfreundlichen Schienenverkehr anzulocken und den Umstieg auf
die Bahn attraktiv zu gestalten. Christian Lamker
Ergebnisse des Bahnhofstests im Netz: bahnhofstest.vcd-unna.de
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Wenig einladend: Der
Tunnel-Zugang zum Bahnsteig am Bahnhof Preußen in
Lünen. |
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Löcher oben und unten:
Der Bahnsteig des Bahnhofs (Lünen-) Preußen mit
Schlaglöchern und undichtem Dach |
Fotos (2):
Lamker
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