Der Bahnhof der Kreisstadt überzeugt vor allem durch die gelungene Verknüpfung von Bahn, Bus und Rad. Modernisierung wird fortgesetzt
Insgesamt 21 Bahnhöfe gibt es im Kreis Unna, von Sommer 2012
bis Frühjahr 2013 haben VCD und Pro Bahn diese Haltepunkte
getestet: Auf der einen Seite die stärker frequentierten
Bahnhöfe der Kategorie 4 wie Unna und Kamen mit mehr als
10.000 Nutzern pro Tag, auf der anderen Seite Frömern oder
Ardey (jeweils Ortsteile von Fröndenberg) als kleine
Haltepunkte an einer Regionalbahnlinie mit weniger als 250 Ein-
und Aussteigern täglich.
Beinahe noch stärker als bei der
Bewertung der Bahnhöfe im Stadtgebiet Dortmund (siehe
Stadtfairkehr 30/2012) zeigte sich also, dass nicht alle
Haltepunkte über einen Kamm geschert werden durften; eine
differenzierte Bewertung besonders in Bezug auf Komponenten wie
Verpflegungsmöglichkeiten oder die ÖPNV-Anbindung war
erforderlich.
Nichtsdestotrotz ist das abschließende Ergebnis des Tests:
Auch wenn noch nicht alles perfekt ist, ist der Bahnhof der
Kreisstadt Unna der Gewinner der Erhebung. Dabei punktet der
Haltepunkt jedoch nicht primär aufgrund des leckeren Kuchens
und des heißen Kaffees, den man im Bahnhofscafe bekommt, und
des sehr guten Fahrplanangebots, letztendlich entscheidend
für den Platz an der Spitze ist die konsequent umgesetzte
Modernisierung des Bahnhofs und des Umfelds in den vergangenen
Jahren.
Hervorzuheben ist dabei die gelungene Verknüpfung der
Verkehrsträger: Eine neue Radstation mit über 300
Abstellplätzen, die im Jahr 2009 eröffnet worden ist,
gewährleistet, dass Pendler ihr Fahrrad sicher am Bahnhof
deponieren können. Einziger kleiner Schwachpunkt an dieser
Stelle: Aufgrund der Lage an der westlichen Bahnhofsseite sind die
Fußwege bis zu den Bahnsteigen relativ lang. Seit der
Fertigstellung des neuen Busbahnhofs im Dezember 2010 ist auch der
Umstieg Bus/Bahn optimal gelöst - sobald man nun nach
Verlassen der Bahnsteigunterführung den Vorplatz betritt,
informiert ein elektronischer Anzeiger den Fahrgast über
seine weiteren Anschlussmöglichkeiten (siehe Foto).
Die räumliche Nähe und die Einsehbarkeit zwischen
Busbahnhof und Bahnsteigbereich sorgen für ein erhöhtes
Sicherheitsgefühl der wartenden Fahrgäste. Ein weiterer
Schritt zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität war die
Sanierung des Bahnhofsgebäudes bis zum Jahr 2008 (siehe
Foto). Neben verschiedenen Mietergruppen (Gesundheitsstelle,
Café etc.), die sich im Gebäude etabliert haben,
nützt den Bahnkunden vor allem das im Gebäude
befindliche Reisecenter. Hier, und darüber hinaus am Zugang
zu den Bahnsteigen sowie auf dem Bahnsteig, erhält der
Reisende alle wichtigen Fahrplan- und Tarifinformationen zu seiner
Fahrt; natürlich kann er auch Fahrkarten erwerben. Auf den
Bahnsteigen sind die meisten notwendigen Infrastrukturanlagen
(Überdachung, Sitzmöglichkeiten,
Verspätungsanzeige) vorhanden; klar kritisiert werden muss an
dieser Stelle aber die nicht durchgängige Überdachung
des Gleises 4 West, wo die S 4 in Richtung Dortmund abfährt,
sowie der fehlende barrierefreie Zugang zum Bahnsteig 1.
Mobilitätseingeschränkte sind hier weiter auf die Hilfe
einer Person an der Gegensprechanlage angewiesen.
Es wird weiter gebaut
Es zeigt sich also, dass weiterhin konsequent in die
Modernisierung des Bahnhofs Unna investiert werden muss, gerade
ein barrierefreier Zugang sollte heutzutage Standard sein. Die
vielseitigen Bemühungen der Beteiligten aber machen Mut, dass
auch diese Schwachpunkte relativ zeitnah der Vergangenheit
angehören können. Schließlich wird aktuell auch
schon wieder gebaut: Seit April 2012 wird der Zugang zur
Bahnsteigunterführung umgestaltet, gleichzeitig erhält
der aktuell in einem Container untergebrachte Kiosk auf dem
Bahnhofsvorplatz einen neuen Platz. Mit einer Fertigstellung ist
im Laufe dieses Jahres zu rechnen. Julian Lins
Ergebnisse des Bahnhofstests im Netz: bahnhofstest.vcd-unna.de
Hübsch
anzusehen: Das sanierte Empfangsgebäude. Optimierter Umstieg: der Busbahnhof in Unna.
Fotos (2): Lins
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