Der Betreiber DasDies kämpft - und zeigt sich optimistisch
Frage: Herr Kozlowski, im Kreis Unna gibt es aktuell noch elf Radstationen, zehn davon betreibt die DasDies Service GmbH, eine Tochter der Awo im Kreis Unna; Sie sind dort Geschäftsführer. Bei den Radstationen gibt es jetzt massive finanzielle Probleme. Wie ist es dazu gekommen?
Maciej Kozlowski: Das liegt daran, dass arbeitsmarktpolitische Maßnahmen abgebaut wurden. Wir haben die Radstationen aufgebaut mit Hilfe von Wiedereingliederungsplätzen für Langzeitarbeitslose. Darüber konnten sich die Radstationen tragen. Vor über drei Jahren hatten wir noch 88 Teilnehmer an solchen Maßnahmen in unseren damals 12 Radstationen, in den vergangenen drei Jahren waren es dann nur noch 33. Seit Februar 2013 sind von den 33 nur noch 14 oder 15 geblieben. Dementsprechend ist es nicht mehr möglich, mit dem Personal die Öffnungs- und Servicezeiten abzudecken.
Wir mussten also reagieren und schauen: Wo kann sich eine Radstation durch Service vielleicht teilweise selbst tragen, wo können wir automatisieren und damit die Zugangszeiten absichern? Wir haben das gemeinsam mit dem Kreis gemacht und dabei sechs Radstationen als besonders wichtig definiert für den Berufs- und Schülerpendelverkehr.
Sie bekommen jetzt 60.000 Euro für diese sechs Radstationen vom Kreis Unna. Was machen Sie mit dem Geld?
Kozlowski: Wir stellen Leute ein, um die entstandenen Lücken zu füllen.
Und wie bezahlen Sie die Automatisierung?
Kozlowski: Wir haben das über Modellprojekte eingeführt, Zuschüsse aus verschiedenen Töpfen beantragt und teilweise auch eigene Mittel eingesetzt. In drei Radstationen - Lünen Hauptbahnhof, Unna Bahnhof und Kamen - haben wir ein Chipsystem mit 24-Stunden-Zugang installiert, in drei weiteren Radstationen - Selm, Schwerte und Fröndenberg - gibt es den Zugang über einen Schlüssel für die Kunden.
Das funktioniert aber nur mit Dauerkunden, ja?
Kozlowski: Richtig. Wir führen deshalb parallel noch Gespräche mit Anbietern und anderen Radstationen darüber, wie sich eine technische Lösung für Tageskunden umsetzen lässt. Das muss natürlich sowohl praktikabel sein als auch sicher. Nicht, dass jemand mit einem 10-Euro-Rad reingeht und mit einem Rad für 1500 Euro wieder raus.
Sie mussten bereits zwei Stationen schließen: Kamen-Methler und Werne. Können Sie die übrigen alle erhalten?
Kozlowski: Das wird dieses Jahr zeigen. Unser Ziel ist ganz klar, die entstandenen Arbeitsplätze und die Radstationen abzusichern.
Wie sehen Sie die Chancen?
Kozlowski: Ich bin optimistisch, sonst würde ich das nicht machen. Wir hatten sehr gute Gespräche mit den Kommunen. Das muss nicht bedeuten, dass Geld fließt, aber die Unterstützung ist da, etwa, was die Infrastruktur betrifft oder das Marketing. Wir sprechen auch mit dem ADFC und zwei, drei weiteren Vereinen, die die Radstationen als wichtige soziale Aufgabe sehen in ihrem Stadtteil. Zum Ausbau des Radverkehrs gehören Radstationen dazu; diese Infrastruktur muss erhalten bleiben. Vielleicht bleiben nicht alle Stationen so, wie sie heute sind; vielleicht sehen sie in einem Jahr anders aus, vielleicht werden sie ehrenamtlich betrieben. Wir schauen, was das Jahr bringt, es kann sich viel entwickeln. Aber ich bin sehr optimistisch.
Das Gespräch mit Maciej Kozlowski, Geschäftsführer der DasDies Service GmbH, führte Lorenz Redicker
Bild: Maciej Kozlwoski (re.) mit dem DasDies-Zweiradmechaniker Stefan Rose in einer Radstation.
Größte Dichte an Radstationen
Der Kreis Unna hat noch immer die größte Dichte an Radstationen in NRW:
Von ehemals 13 Stationen sind noch 11 in Betrieb. Zehn davon (mit 1200
Abstellplätzen) werden von der DasDies Service GmbH geführt, einer
Tochter der Awo. Die größten Stationen gibt es am Bahnhof Unna (300
Plätze), in Lünen Hauptbahnhof (mehr als 200) und in Kamen (200). Die
Stationen in Lünen (dort gibt es neben der am Hbf noch zwei weitere im
Zentrum und in Brambauer) und auch in Bönen sind überlastet; Bönen wird
deshalb demnächst ausgebaut. In Selm, Lünen, Schwerte-Ergste und
Fröndenberg führt DasDies zudem Radhotels.
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Dortmund plant Ausbau
Das Stadtplanungsamt arbeitet deshalb am Ausbau der Fahrradwache, die
von der Awo-Tochter dobeq betrieben wird: Kurzfristig soll die gesamte
überdachte Radabstellanlage am Südausgang für die dobeq eingezogen
werden: Das ergäbe insgesamt 170 Plätze, schränkt aber die Zahl der
kostenlosen Radabstellplätze (auch daran fehlt es) weiter ein; 30 bis 50
neue Plätze sollen deshalb an anderer Stelle entstehen, war der
örtliche Presse zu entnehmen.
Mittelfristig geplant ist ein Ausbau unter dem bestehenden Glasdach: auf
zwei Etagen soll Platz für 500 Räder entstehen, dazu wird es einen
vollautomatischen Zugang geben. Die Finanzierung für dieses Projekt ist
allerdings noch nicht geklärt. Langfristig soll der gesamte Bereich
südlich des Bahnhofes überplant werden. Ziel ist dabei unter anderem:
eine neue Radstation mit Platz für bis zu 1000 Fahrräder.
lore
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