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Stadtfairkehr Nr. 30 - Herbst/Winter 2012 - Seite 4

Groß und gefährlich

Die Rheinische Straße birgt nach ihrem Umbau für Fußgänger und Radfahrer viele Risiken

In Dortmund wird viel gebaut. Auch die Rheinische Straße zwischen Unionstraße und Dorstfelder Brücke ist erst vor wenigen Jahren mit Fertigstellung des Ost-West-Tunnels der U43/U44 im jetzigen Zustand hergestellt worden. Und dennoch: die Verkehrssituation für Fußgänger und Radfahrer in diesem Bereich der Innenstadt ist besonders gefährlich und unattraktiv.

Für eine Stadt, die sich fahrradfreundlich sieht, alles andere als ein Aushängeschild auf einer wichtigen Verkehrsverbindung im Zentrum. Grund genug, einen Blick auf die Situation aus Sicht von Fußgängern und Radfahrern zu werfen.

Der Angebotsstreifen für Radfahrer ist stadtauswärts teilweise sehr eng und wird durch Parkplätze in Schräglage nochmals stark beeinträchtigt. Längere Fahrzeuge, Lieferwagen oder Autos beim Ein- und Ausparken blockieren hier regelmäßig den Weg. Oft bleibt nur ein Ausweichen auf die Hauptfahrbahnen, auf denen die Autos zweistreifig mit Tempo 50 (oder mehr) unterwegs sind.

Stadteinwärts ist der Radweg im Bereich der Haltestelle Heinrichstraße schwer für Fahrzeuge aus den Querstraßen und Fußgänger einsehbar. Auch Fußgänger müssen sich auf den Gehwegen an Engstellen vorbeizwängen, wo ein Rollstuhl oder Kinderwagen nur knapp vorbei passt. Gleichzeitig ist die Querung der Straße für Fußgänger mit viel Wartezeit auf Grün verbunden. Mehr als zwei Minuten sind keine Seltenheit, um nur auf den Mittelstreifen und zu den Bahnsteigen der Stadtbahnhaltestelle Heinrichstraße zu gelangen. Bei tief stehender Sonne sind die Ampeln kaum zu erkennen und es fehlt an weiteren, für Autofahrer klar erkennbaren Hinweisen auf einen Fußgängerüberweg. Nicht selten rast mitten in der Grünphase für Fußgänger ein Auto oder Lkw mit hoher Geschwindigkeit durch, weil der Fahrer die Ampel komplett übersehen hat. Dabei erscheint das Verkehrsaufkommen insgesamt gar nicht übermäßig hoch, so dass die hohe Barrierewirkung der Rheinischen Straße sicher reduziert werden könnte. Ohnehin wird eine Fahrspur oft durch Lieferwagen und Anwohnerverkehr teilweise blockiert und steht real gar nicht zur Verfügung.

Viele Fußgänger entscheiden sich bereits aus Sicherheitsgründen dafür, auf den fließenden Verkehr statt auf die Ampeln zu achten. Also direkt bei Rot zu gehen, wenn kein Auto kommt, und bei Grün lieber stehen zu bleiben, wenn Autos auf die Ampeln zufahren. Das entspricht eher dem Verhalten an einem Zebrastreifen als an einer Ampelanlage! Hier gibt es dringenden Handlungsbedarf, da auch viele Kinder und ältere Menschen aus dem Unionviertel unterwegs und Vollbremsungen und gefährliche Situationen zu beobachten sind – in einer Regelmäßigkeit wie an kaum einer anderen Stelle in Dortmund.

Zwei Fahrspuren notwendig?

Dringend geprüft werden muss, wie die Sichtbarkeit der Ampeln für Autofahrer verbessert, die Wartezeit für die Querung der Straße verkürzt, die Sicherheit für Radfahrer erhöht sowie das Platzangebot für Fußgänger verbessert werden können. Das gilt insbesondere in Zusammenhang mit der geplanten Umgestaltung westlich der Dorstfelder Brücke. Zu prüfen ist dabei auch, inwieweit zwei Fahrspuren für den fließenden Verkehr überhaupt notwendig sind.

Christian Lamker

Wer (über)sieht die Ampeln? Rheinische Straße, Höhe Westfalenkolleg. Foto: Lamker

Stand: 31.10.2012
     
   
 
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