Viel tut sich momentan im Dortmunder Stadtteil Hörde: Begleitet von den interessierten Blicken der Öffentlichkeit und einen breitem Medienecho ist in den vergangenen Jahren der Hörder Bahnhof umgebaut und schließlich in diesem Sommer eröffnet worden. Gleichzeitig haben sich die ehemaligen Stahlstandorte Phoenix-Ost und Phoenix-West zu einer bevorzugten Wohnadresse mit Seeblick bzw. einem modernen Technologiestandort gewandelt. In diesem Kontext muss auch der Bahnhofsumbau gesehen werden: Was trägt er bei zur Erschließung des Stadtteils?
Keine Frage, der Umbau des Hörder Bahnhofs war überfällig. Das hat auch unser Bahnhofstest gezeigt, den wir gemeinsam mit Pro Bahn im vergangenen Jahr durchgeführt haben: Insbesondere die nicht vorhandene Barrierefreiheit und die fehlenden Zugänge von der Hörder Brücke und den südlich des Bahnhofs liegenden Wohngebieten zu den Bahnsteigen haben wir seinerzeit in Hörde bemängelt. Mittlerweile nun sind alle Aufzüge in Betrieb und dank neuer Pflasterung gibt es auch ein Blindenleitsystem. Damit erfüllt der Hörder Bahnhof nun alle Mindestvoraussetzungen, die heutzutage an einen Haltepunkt der Kategorie 4 gestellt werden.
Mehr aber auch nicht.
Denn im Zuge der eigentlich umfassenden Sanierung ist es verpasst worden, die Erschließung des Bahnhofsareals von Grund auf verkehrlich neu zu strukturieren, um so die Bedeutung des Hörder Bahnhofs als mit Abstand größtem ÖPNV-Verknüpfungspunktes im Dortmunder Süden zu verbessern. So befinden sich die zahlreichen Bushaltestellen, von denen aus die Busse in Richtung südliche Vororte abfahren, zwar weiterhin direkt vor dem Eingang zum Bahnhof, aber gerade bei der für viele Pendler wichtigen Umsteigebeziehung zwischen Regionalbahn und der U-Bahn-Linie 41 ist der große Wurf ausgeblieben. Die schon lange gewünschte Erweiterung der Verteilerebene mit direkten Zugängen zu den Bahnsteigen ist nicht umgesetzt worden. Stattdessen müssen die U-Bahn-Nutzer weiterhin lange Wege über mehrere Ebenen in Kauf nehmen, um ihre Züge zu erreichen. Ein umständliches Unterfangen, und das weiterhin teils ohne Überdachung.
Auch die Erschließung aus den südlich des Bahnhofs liegenden Wohngebieten ist nicht gelöst worden. Bei dem während der Bauarbeiten zur Verfügung stehenden Bahnsteig an der Schildstraße (vgl. Grafik Punkt 1) und dem Treppenabgang von der Hörder Brücke (vgl. Punkt 2) hat es sich nur um Provisorien gehandelt – ärgerlich, weil sich viele Bahnhofsnutzer schon an die kürzeren Wege gewöhnt hatten. Somit müssen aus Richtung Süden kommende Fußgänger nun wieder die Schienen über die Hörder Brücke queren, um dann mit dem Aufzug über die Hörder Bahnhofstraße und dann noch unter den Gleisen hindurch ihre Züge zu erreichen. Ein direkter Zugang von der Schildstraße an den Bahnhofstunnel (vgl. Punkt 1) hätte hingegen für zahlreiche Bahnfahrer eine spürbare Zeitersparnis bedeutet; aber auch die eigentlich ohne allzu große Kosten zu realisierende Erschließung via Treppe von der Hörder Brücke (vgl. Punkt 2) durfte aufgrund der nicht ausreichend dimensionierten Bahnsteigbreite nicht dauerhaft eingerichtet werden.
Überdimensionierter Neubau
Das kommt zumindest den Geschäftsinhabern zu Gute, die nach dem Umbau in das neue Bahnhofsgebäude eingezogen sind, denn aufgrund des einzigen Zugangs zu den Bahnsteigen von der Nordseite her ist die Frequentierung der Ladenpassage natürlich vergleichsweise hoch (vgl. Punkt 3). Überhaupt, woran während der Bauarbeiten wirklich nicht gespart worden ist, ist eben besagtes neues Einkaufszentrum nebst Bahnhof. Im Vergleich zu dem früheren einstöckigen „Pavillon“, der aufgrund seines maroden Zustands abgerissen worden ist, wirkt der neue Bau wuchtig und überdimensioniert. So hat sich bereits der Gestaltungsbeirat der Stadt Dortmund öffentlich negativ zu der neuen, etwas billig wirkenden Wellblechverkleidung geäußert. An dieser Stelle hätte sicherlich ein klein wenig mehr Transparenz nicht geschadet, damit vor allem ortsunkundige Personen überhaupt erkennen können, dass sich hinter dem neuen Einkaufs-Paradies mit Deichmann, Rewe und Burger King auch noch ein Haltepunkt befindet.
Festzuhalten bleibt, dass gerade die Infrastrukturanlagen des Hörder Bahnhofs die überfälligen Verbesserungen erhalten haben. Ob aber nicht auch an einigen Stellen an der falschen Stelle gespart worden ist (so sind die neuen Bahnsteigdächer deutlich kürzer als früher), wird wohl erst die Zukunft zeigen. Weiterhin ist es gelungen, einen neuen städtebaulichen Akzent zu setzen, über den kontrovers diskutiert wird. Ob das Bahnhofsareal aber dauerhaft seine Funktion als Eingangstor nach Hörde und damit auch etwa zum Phoenixsee einnehmen kann, bleibt abzuwarten.
Julian Lins
Umgebungsplan Dortmund-Hörde Bahnhof - Grafik: Lins
|