44 Bahnhöfe in Dortmund werden täglich von Regional- und S-Bahnen angefahren. Der größte, der Hauptbahnhof, steht dauerhaft in der Diskussion, die anderen 43 werden meist weniger beachtet. Dabei sind sie besonders wichtig für den Nahverkehr in Dortmund, werden sie doch täglich von tausenden Pendlern genutzt. Aus diesem Grund hat der VCD gemeinsam mit Pro Bahn diese 43 Bahnhöfe und Haltepunkte getestet - mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen.
Der Sieger stand schnell fest: Der S-Bahn-Halt Dortmund-Möllerbrücke ist Dortmunds bester Bahnhof. Weil er alles hat, was ein guter Bahnhof benötigt: Er ist barrierefrei, hat ausreichend breite Bahnsteige, ist gut in das Umfeld integriert, das Umsteigen in die U-Bahn fast optimal gelöst (siehe Seite 3). Auch die anderen Haltepunkte an der S-Bahnlinie 4 zählen in den gestrengen Augen der VCD-Tester eher zu den besseren der Stadt, was natürlich auch daran liegt, dass die Linie erst 1984 in Betrieb genommen wurde, die Bahnhöfe also noch vergleichsweise jung sind. Auch müssen sie als S-Bahn-Haltepunkte besonders in Sachen Barrierefreiheit höheren Ansprüchen genügen. Dem Halt Möllerbrücke kommt zudem zugute, dass er erst vor knapp zehn Jahren, anlässlich der Inbetriebnahme der Stadtbahn U42 nach Hombruch, umfassend umgebaut wurde.
Aber Jugend allein macht einen Bahnhof nicht hübsch. Das ist an der 20 Jahre jungen S2 zu beobachten, an der sich Schmuddelbahnhöfe wie Wischlingen und Nette/Oestrich nur so aneinanderreihen. Und wo die Deutsche Bahn auf einem der wichtigsten Bahnhöfe der Stadt, Dortmund-Mengede (mit Direktverbindungen nach Hamm und Düsseldorf) beim gerade abgeschlossenen Umbau Bahnhofsuhren auf dem Bahnsteig Gleis 1/2 offenbar für überflüssig hielt.
Natürlich gibt es unter den getesteten 43 Bahnhöfen und Haltepunkten in Dortmund große Unterschiede. Da ist eben Mengede, wo stündlich der Regionalexpress hält, da gibt es den teils noch im Umbau befindlichen Bahnhof Hörde, da sind die von Pendlern und Umsteigern stark frequentierten S-Bahnhalte wie Dorstfeld (nach dem Hbf die meisten Reisenden in DO), Universität, aber auch die kleinen Bahnhöfe (fachsprachig: Haltepunkte), etwa die der Emschertal- oder der Volmetalbahn, wo pro Richtung nur einmal stündlich eine Regionalbahn hält und sonntags die ersten Züge teils erst nach 9 Uhr fahren. Aber ob nun Dortmund-Tierpark oder Dortmund-Stadthaus, ob nun 30 Züge am Tag oder 100, ob nun 100 Reisende oder 10.000 - die Bahnfahrer verlangen völlig zu Recht vernünftigen Service an ihrem Bahnhof.
Und eben den haben wir überprüft und bewertet.
Das umfasst Sauberkeit und Sicherheit, Barrierefreiheit, Informationen zum Bahnverkehr, zu Tarifen, aber auch zur Umgebung, die Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln, und schließlich, ganz wichtig: die Funktionsfähigkeit des Bahnhofs. Im Detail heißt das zum Beispiel: Sind die Bahnsteige breit genug? Gibt es (größere) Verschmutzungen durch Graffiti? Ist die Beleuchtung ausreichend? Weisen Schilder auf die nahe Bushaltestelle hin? Gibt es einen Wetterschutz? Gibt es (optische/akustische) Verspätungshinweise? Sind die Informationen zu Bahnverkehr und Tarifen gut lesbar? Ist die Bahnsteighöhe ausreichend, sind die Züge also auch für Gehbehinderte ohne Hilfe erreichbar? Sind Blindenleitsysteme vorhanden? Wie ist der Bahnhof ins Umfeld eingebettet? Sind Parkplätze für Pkw oder Fahrräder vorhanden? Gibt es einen Kiosk oder Automaten zur (Schnell-)Verpflegung? Oder, ganz banal: Funktionieren die Automaten? Und und und.
Am Ende ist natürlich jede Einschätzung subjektiv. Und weil nicht alle Tester alle Bahnhöfe untersucht haben, verzichten wir bewusst auf eine vollständige Rangliste. Dass Möllerbrücke vorn liegt, war dennoch unstrittig - vielleicht auch, weil Hörde Bf noch im Bau ist. Positiv fielen etwa noch Stadthaus oder Signal-Iduna-Park auf, dahinter gab es mehr Schatten als Licht. Auf die Kür des schlechtesten Bahnhofs verzichten wir dennoch. Drei ganz unterschiedliche Haltepunkte in verschiedenen Stadtbezirken mit sehr typischen Problemen haben wir aber herausgegriffen - und deren Mängel bei Pressekonferenzen vor Ort (auch mit Vertretern der Stadtbezirke, von Senioren und Behinderten) und jetzt in dieser Stadtfairkehr dargestellt: die Bahnhöfe Tierpark (Volmetalbahn) im Dortmunder Süden, Nette/Oestrich (S2) im Nordwesten und Kurl im Nordosten.
Oft sind es Kleinigkeiten, die schon viel verändern können: Das Hinweisschild auf die Bushaltestelle oder das beleuchtete Wartehäuschen zum Beispiel. Barrierefreiheit hingegen ist oft nur mit größeren Aufwand zu erreichen, etwa durch eine höheren Bahnsteigkante oder einen Aufzug. Vor den notwendigen Investitionen schreckt die Bahn meist zurück.
Dabei kassiert die Deutsche Bahn für jeden einzelnen Zug, der an einem Bahnhof hält: die Stationsgebühren. Die werden je nach Bahnhofskategorie und Zuglänge erhoben. Für den S-Bahnhof Nette/Oestrich zum Beispiel in diesem Jahr 73.910,12 Euro (www.stationsgebuehren.de), bis 2010 waren es satte 114.000 Euro, am Tierpark sind es immerhin noch 35.000 Euro. Wo das Geld bleibt, sieht der Fahrgast den Bahnhöfen leider nicht immer an.
Lorenz Redicker
Mehr unter: bahnhofstest.vcd-dortmund.de
Informationen? Fehlen leider am Bahnhpf Nette/Oestrich Foto: Lamker
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