Es ist ja richtig: Der Bahnhof Dortmund-Tierpark ist nicht mehr der jüngste (mehr als 120 Jahre alt), und gaaanz so wichtig ist er nicht. Die Volmetalbahn hält hier, einmal die Stunde pro Richtung, 34 Züge werktags, 32 samstags, sonn- und feiertags sind es 28, da fährt der erste Zug Richtung Hauptbahnhof erst um 20 vor zehn. Nur 166 Fahrgäste steigen hier durchschnittlich pro Tag ein - der Haltepunkt Tierpark ist damit laut Bahnhofsmanager Jörg Seelmeyer der kleinste Bahnhof Dortmunds. (Dabei zählt er zur Bahnhofskategorie 6, Lütgendortmund Nord und Huckarde Nord an der Emschertalbahn zur untersten Kategorie 7).
Aber Bahnhof ist Bahnhof, und dieser hier hat eigentlich Potenzial, liegt er doch am Zoo (den Namenswechsel des Namensgebers vor vielen Jahren hat die Station nie mitgemacht) und in unmittelbarer Nähe von zum Beispiel drei Altenheimen. Barrierefreiheit ist dennoch so unbekannt wie vor 120 Jahren. Zwar gibt es keine Stufen zum Bahnsteig, dafür aber ist der viel zu niedrig, schon mit Rollator ist der Einstieg in den Zug kaum ohne fremde Hilfe möglich. Und das Fahrplänchen am Zugang, das nach einem Regenguss eh eine ordentliche Pfütze als erste Hürde aufweist, ist für viele Ältere auch nur mit Lupe lesbar.
Es gibt noch weitere Ärgernisse. Wer den Bahnhof nicht kennt, wird ihn kaum finden: Es gibt von der Hagener Straße aus nur ein kleines Hinweisschild für Radfahrer, das Schild direkt am Haltepunkt ist im Sommer durch das Blattwerk eines Baumes verdeckt. Der Tunnel zum Zoo ist dunkel. Dann das Wartehäuschen: Ja, es schützt vor Regen. Aber es ist dunkel und vom Zugang zum Bahnhof sowie von weiten Teilen des Bahnsteigs nicht einzusehen: ein Angstraum sondergleichen. Eine einfache Lampe für das Wartehäuschen könnte hier schon viel helfen - aber die Bahn schaltet auf stur: „Alle Vorschriften werden an dem Haltepunkt eingehalten", sagte Bahnhofsmanager Seelmeyer einen Tag nach dem Pressetermin des VCD den Ruhr-Nachrichten. Daher wolle man auch erst einmal nichts ändern. Das erinnert leider an die nicht immer so gute alte Beamten-Bundesbahn, wo Fahrgäste noch Beförderungsfälle waren und die Eisenbahner sich hinter Vorschriften verstecken konnten, wenn es gerade passte - wie in diesem Fall.
Im Übrigen verweist die Bahn wie üblich auf das fehlende Geld: eine Anhebung des Bahnsteigs würde etwa eine Million Euro kosten, rechnet Seelmeyer. Am Bahnhof Löttringhausen sei das geplant (aus Mitteln des Konjunkturpakets II), am Bahnhof Tierpark eben nicht. Vor 2015 sei da gar nichts zu machen, weil die Mittel bis dahin verplant sind, danach sollte man sich wohl auch nicht allzu große Hoffnungen machen. Nicht viel teurer würde übrigens die Verlegung des Bahnhofs an die Mergelteichstraße - hin zum Zoo, näher an die Altenheime und an viele potenziellen Fahrgäste: 1,5 Millionen Euro kalkuliert Seelmeyer für diese sinnvolle Änderung ein, das Geld müsste der Bund zur Verfügung stellen. Auch hier gilt: Bis 2015 ist da erst einmal gar nichts drin.
Apropos Geld: die Bahn kassiert am Tierpark Jahr für Jahr 35.000 Euro Stationsgebühren1. Was macht sie nur damit? 1www.stationsgebuehren.de
Lorenz Redicker
Das Wartehäuschen am Haltepunkt Tierpark - ein Angstraum. Es ist schlecht einsehbar und unbeleuchtet.
Foto: Buscher
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