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Stadtfairkehr Nr. 28 - Frühjahr 2011 - Seite 3


700 Kilometer für 21,75 Euro

Wenn einer eine Reise tut: Paul fährt mit der Bahn nach Niederbayern / Zehn Züge in zwölf Stunden und alles dabei: ICE, moderne Flirts und eine wunderliche S-Bahn

Eine Bahnreise von Dortmund ins bayerische Pocking bei Bad Füssing, fast komplett in Nahverkehrszügen, und das für 21,75 Euro. Paul Niemann hat einiges zu berichten.

Zunächst fuhr ich mit dem ICE um 6:36 Uhr bis Hagen und danach weit über 700 Kilometer mit Regionalzügen. Die Fahrt dauerte 12 Stunden; 10 Mal musste ich umsteigen. Da die Züge auf der gesamten Strecke überall mindestens im Stundentakt fahren, hatte ich kein allzu hohes Verspätungsrisiko. Besonders ärgerlich bei verpassten Anschlüssen ist es ja, wenn der nächste Zug erst zwei Stunden später fährt. Insgesamt die weiteste Nahverkehrsfahrt, die ich je gemacht habe.

Der ICE nach Hagen und der Zug nach Siegen fuhren pünktlich, so dass ich den Anschluss an die neue Hessische Landesbahn (HLB) nach Gießen problemlos erreichte. Die HLB setzt von Siegen nach Gießen moderne Flirt-Züge ein. Es gab sogar Steckdosen an allen Viererplätzen in der 2. Klasse, der Zug war auch pünktlich. Ich war beeindruckt vom Service in der Bahn, es wurden zahlreiche Anschlüsse in Gießen durchgesagt, was ich von Privatbahnen in NRW nirgendwo kenne.

Mein Regionalexpress (RE) von Gießen nach Friedberg - ein Doppelstockzug mit Imbisswagen - war 8 Minuten zu spät, ich hatte planmäßig 8 Minuten Aufenthalt in Friedberg. Die HLB nach Hanau wartete jedoch in Friedberg, so dass man 2 Minuten Zeit hatte, um von Gleis 2 zu Gleis 10 zu kommen. Diese Bahn war in Hanau dann pünktlich, so dass ich auch dort den Anschluss nach Würzburg erreichte. Dieser RE mit Lok der Deutschen Bahn, ein Zugtyp, den es in NRW nicht gibt, hatte überraschend auch eine Steckdose zu bieten, allerdings nur im Vorderteil des Zugs. Dort gab es auch einen Imbisswagen. Zwischen Würzburg und Nürnberg gab es einen komfortablen, modernen RE der Deutschen Bahn.

In Nürnberg stieg ich dann in eine besondere S-Bahn der Linie S 3 um. Als Zug wurde ein alter Silberling eingesetzt, sogar mit alten Plumps-Klos, bei denen alles aufs Gleisbett fällt. Von denen dachte ich, es gäbe sie in deutschen Zügen nicht mehr. Die S-Bahn ließ nach Nürnberg Hbf fünf Bahnhöfe aus. Nicht unbedingt das, was man sich unter einer S-Bahn vorstellt.

In Neumarkt (Oberpfalz), wo die Bahn pünktlich ankam, ging es mit einer modernen Privatbahn der Agilis nach Plattling. Diese hatte neben guten Sitzen und Steckdosen an Viererplätzen eine ICEartige Geschwindigkeitsanzeige zu bieten. Dann ging es im RE nach Passau und weiter mit einer klassischen Bimmelbahn nach Pocking. Eine unglaublich langsame Strecke mit rekordverdächtig vielen BahnübergaÅNngen nur mit Andreaskreuz, der Zug benötigt für die 35 Kilometer 48 Minuten.

Durch die vielen Züge mit Steckdosen war ich trotz der nur 3 Stunden Akkulaufzeit meines Netbooks gut beschäftigt. Ich habe keinen der 10 Anschlüsse verpasst, kein Zug war überfüllt. Das dürfte auch daran liegen, dass ich an einem Freitag gefahren bin, wo es das Wochenendticket nicht gibt. Es gibt zwar das Querdurchs- Land-Ticket, doch das kennen wenige Leute, es ist für Gruppen deutlich teurer und dazu gilt es erst ab 9 Uhr. Um 9 Uhr war ich schon an Siegen vorbei.

Auf dem Rückweg bin ich mit dem ICE München - Dortmund gefahren. Zweieinhalb Wochen vorher gebucht, für 21,75 Euro verfügbar, warum auch immer. Sonst ist der praktisch nie so günstig zu haben. Da bin ich sogar für 2,54 Euro 100 Kilometer gefahren, da der Weg über München weiter ist.

Paul Niemann

So gibt es den Sparpreis im Regionalverkehr Der 29-Euro-Sparpreis wird nur für wenige, von der Bahn festgelegte Verbindungen mit mindestens einem Fernverkehrszug in Zugbindung angeboten. Je früher man bucht, desto eher besteht die Chance, einen solchen Sparpreis zu bekommen. Unter http://reiseauskunft.bahn.de bucht man einen solchen Tarif wie folgt: Nach der Eingabe des Startund Zielorts auf „Zwischenhalte angeben" klicken. Dort gibt man zum Beispiel für eine Fahrt von Dortmund Richtung Bayern Hagen ein. Dann auf „Erweiterte Verkehrsmittelwahl" klicken. Dort deaktiviert man auf dem ersten Streckenabschnitt Dortmund- Hagen alle Zugtypen außer IC/ICE. Beim zweiten Abschnitt deaktiviert man die Häkchen beim IC und ICE. So kann man ein Onlineticket buchen. Am Automaten gibt es eine solche erweiterte Verkehrsmittelwahl übrigens nicht - deshalb ist es schwierig, da ein solches Ticket zu buchen. Für die Strecke war der Sparpreis für 29 Euro (21,75 Euro mit Bahncard 25-Rabatt - Bahncard-50-Rabatt gibt es beim Sparpreis nicht) verfügbar, die anderen Verbindungen waren deutlich teurer. Ein unschlagbarer Preis: 2,93 Euro für 100 Kilometer. Zu fünft in einem kleinen Auto wäre es pro Person teurer, wenn man alle variablen Kosten des Autos umrechnet. Gebucht habe ich zwei Wochen vor der Fahrt.

Pn 

 

Stand: 02.04.2011
     

   
 
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