Die Dortmunder City droht für Radfahrer bald unpassierbar zu werden.
Die geplante Einziehung der Silberstraße – Folge des neuen
Einkaufszentrums auf dem Thier-Areal – blockiert die für Radfahrer so
wichtige Ost-West-Querung Viktoria-/Brauhaus-/Silberstraße. Auch
Fußgänger müssten erhebliche Umwege in Kauf nehmen, zumal Treppen die
nur für 6 bis 23 Uhr geplante Öffnung etwa für Behinderte, für Mütter
und Väter mit Kinderwagen oder für Personen mit Rollatoren erschweren.
Auch die Pläne für die einzige Fahrrad-Alternative zu dieser
Ost-West-Passage, Brüderweg und Kampstraße, behindern den Radverkehr
künftig massiv – besonders durch den geplanten Teich im
Kreuzungsbereich mit der Hansastraße. Und weil auch die beiden einzigen
Nord-Süd-Querungen Hansastraße und Kleppingstraße/Kuckelke zunehmend
unpassierbar werden – selbst das Schieben des Rades ist an Markttagen
auf der Hansastraße in Höhe Karstadt kaum noch möglich –, könnte die
City für Radler bald komplett dicht sein.
Im Masterplan Mobilität 2004 ist die Hansastraße für den Radverkehr als
Nebenroute vorgesehen. Dazu heißt es: „Ansonsten sind alle Strecken des
Nebenroutennetzes bei zukünftigen Bau- oder Umgestaltungsmaßnahmen zu
Gunsten des Radverkehrs zu gestalten und ggf. vorrangig zu behandeln.”
Bebauungsplan In W 122: „Mit der Umsetzung des Wettbewerbsergebnisses
soll jede Barrierenwirkung überwunden werden.” Die Umweltverbände
(ADFC, BUND und VCD) sehen diese Ziele nicht umgesetzt.
Die vielen Fortschritte, die Dortmund in den vergangenen Jahren für den
Radverkehr erreicht hat, werden damit teils wieder zunichte gemacht.
Das bremst auch den erhofften, teils schon erreichten Anstieg des
Radverkehrs. Schon die Kommission der Arbeitsgemeinschaft
Fahrradfreundliche Städte und Gemeinden hatte bei der Aufnahme
Dortmunds in ihren Kreis die Durchfahrbarkeit der City für Radfahrer
als problematisch bezeichnet. Dieser Hinweis ist von den Stadtplanern
leider nicht beachtet worden. Dabei hatte auch das Radverkehrskonzept
der Stadt aus den 90er Jahren die genannten vier Nord-Süd- und
Ost-West-Querungen noch als bevorzugte Radrouten benannt.
Es geht dabei nicht nur um die Querung, es geht auch um die zahllosen
Ziele im Zentrum. Wichtig ist, dass Radfahrer diese Ziele schnell und
direkt erreichen können. Auch Radfahrer sind für City-Händler eine
wichtige, kaufkräftige Zielgruppe. Radverkehr in der City muss deshalb
weiter möglich sein.
Keiner will Zukunftsinvestitionen blockieren. An der Silberstraße
könnte vielleicht eine transparente Querung in Tieflage Radfahrern und
Fußgängern helfen – oder die Einkaufspassage wird um eine Etage nach
oben verlegt. Eine 24-Stunden-Öffnung der ECE-Passage allein würde den
Fußgängern, aber nicht den Radlern viel bringen: Zwei Türen, Treppen –
das schreckt Radfahrer ab.
Alternativ sollte die Stadt die Planungen für die Kampstraße
überdenken. Die Kampstraße bietet eigentlich ausreichend Platz für
flanierende Fußgänger, Außengastronomie und Radfahrer. Der
überdimensionierte Teich im Kreuzungsbereich mit der Hansastraße
allerdings wird das Radfahren sowohl in Ost-West- wie in
Nord-Süd-Richtung unmöglich machen, da selbst schiebende Radler an
Engstellen von Fußgängern als Behinderung gesehen werden. Ein kleinerer
Teich, eine an Engstellen zurückhaltende Straßenmöblierung (oder auch
der – nicht sehr wahrscheinliche – Verzicht auf die Wasserrinne) würden
an der Aufwertung zum Boulevard wenig ändern und zugleich unnötige
Konflikte zwischen Radfahrern und Fußgängern verhindern helfen.
Der Verweis auf den Wall hilft Radfahrern nicht weiter. Zahlreiche
Ampeln, einmündender Pkw-Verkehr, Radwege teils in Schlangenlinien und
teils auf Gehwegen machen das Radfahren am Wall unkomfortabel und
bisweilen gefährlich. Und bei Fahrten in die City hinein hilft der Wall
sowieso nicht. lore/MKS
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