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    Stadtfairkehr DO-UN > 2009

Keine Flucht aus Greenwheels-Tarifen

Carsharing-Marktführer schockt seine Kunden mit einer saftigen Preiserhöhung
Die Autoteiler sind sauer, die meisten aber bleiben / Nur leichter Zuwachs bei Drive

Die große Kündigungswelle ist ausgeblieben. Der große Ärger nicht. Der Carsharing-Anbieter Greenwheels hat Anfang vergangenen Jahres die Preise drastisch erhöht.

„Wir haben einige Kunden verloren, haben aber auch vorher natürlich damit gerechnet.” Greenwheels-Geschäftsführer Birger Holm sieht die Folgen der Preiserhöhung nüchtern. Jede Tarifreform bringe Unannehmlichkeiten mit sich: der Kunde müsse sich neu zurechtfinden und höhere Preise zahlen, der Anbieter Beschwerden entgegennehmen und Kündigungen abarbeiten. „Jetzt ist das Thema durch”, sagt Holm.
Tatsächlich hatte es die Preisreform in sich. Greenwheels führte drei neue Tarifgruppen ein, die das historisch gewachsene Chaos aus 94 verschiedenen Tarif-Kombinationen ablöste, dazu eine neue Kraftstoffpauschale (zusätzlich zum Kilometerpreis), drehte aber vor allem an den Stundensätzen. Kunden, die zuvor tagsüber teils nur zwei Euro und weniger pro Stunde für ein Auto bezahlen mussten, sahen sich nun an Wochenenden - das bei Greenwheels nach Preisen freitags um 10 Uhr beginnt - mit einer Verdreifachung der Kosten auf sechs Euro (für einen Kleinwagen im Wenigfahrer-Tarif) konfrontiert. Nur zwischen 22 und 10 Uhr fährt es noch vergleichsweise günstig. Im Internet-Blog Jastram.de errechneten verärgerte Greenwheels-Kunden monatliche  Preissteigerungen von bis über 100 Prozent, so mancher stieg deshalb zähneknirschend auf  ein eigenes Auto um. Der Autor dieser Zeilen, eher ein Wenigfahrer,  hätte für die letzten acht Monate vor der Tarifreform nach neuen Preisen knapp 60 Prozent (absolut etwa 200 Euro) mehr bezahlen müssen.
Greenwheels begründete die Preiserhöhungen, die Holm selbst „als schmerzhaft für viele Kunden” bezeichnete, mit kräftig gestiegenen Fahrzeug- und Kraftstoffkosten, die seit 2005 nicht mehr an die Kunden weitergegeben worden seien. Mit der Preisreform, die in Dortmund und Unna auch das Aus für die guten alten Stadtmobil- und Shelldrive-Tarife bedeutete, habe es der Kunde aber selbst in der Hand, die Kosten zu beeinflussen  - indem er etwa weniger am Wochenende und dafür häufiger nachts ein Auto nutze.
Nur „einige Wechsler”

Zur großen Flucht aus den neuen Greenwheels-Tarifen kam es jedoch nicht. In Dortmund profitierte Konkurrent Drive Carsharing zwar vom Frust mancher Greenwheels-Geschädigter, Drive-Geschäftsführer Andreas Allebrodt, früher bei Greenwheels-Vorgänger Shell drive, spricht jedoch nur von „einigen alten Stammkunden”, die gewechselt seien. Zahlen nennt er nicht, zum Ausbau des Drive-Stationsnetzes in Dortmund (im Kreis Unna ist Drive nicht aktiv) reichte es aber nicht; es blieb bei den Standorten Hauptbahnhof, Huckarder Straße und Hörde Bahnhof. Allebrodt gibt sich dennoch zufrieden, „wir entwickeln uns in kleinen Schritten”, die Autos müssten wirtschaftlich laufen, nur gut ausgelastete Stationen rechneten sich letztlich.
Greenwheels hat sein Dortmunder Netz nicht nur halten, sondern in der Fläche sogar ein wenig ausdehnen können. In Eichlinghofen und Hombruch kamen zuletzt weitere Standorte außerhalb des Zentrums dazu, eine Station in Aplerbeck wurde jedoch nach wenigen Monaten wieder aufgegeben. Insgesamt gibt es wieder 20 Greenwheels-Standorte in Dortmund, „im Verlauf des Jahres sollen weitere dazukommen”, kündigte Holm gegenüber der Stadtfairkehr an. Auch in Unna gibt es mit der Lindenbrauerei seit Ende Januar einen neuen Greenwheels-Standort - Ersatz für die 2007 entfallene Station Unna Bahnhof.
Zumindest in Randbereichen hat Greenwheels die Tarifreform bereits wieder zurückgenommen. So gibt es an sogenannten Jokerstationen jetzt rabattierte 24-Stunden-Tarife, und in den Herbstferien gab es Sonderangebote, verbunden mit der Möglichkeit, Autos länger als drei Tage zu buchen – was zuvor gar nicht möglich war. „Man kann nicht dauerhaft die Wünsche der Kunden ignorieren”, kommentiert Drive-Chef Allebrodt den Sinneswandel seines Mitbewerbers süffisant.     Lorenz Redicker

Stand: 04.05.2009
     

   
 
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