Schwere Zeiten für den Flughafen Dortmund: Die Ausbauwünsche der hochdefizitären Stadtwerke-Tochter stoßen in der Politik auf wenig Gegenliebe. Und SPD-Oberbürgermeisterkandidat Ullrich Sierau plädiert für ein neues Geschäftsmodell, hin zu den Geschäftsfliegern. Auch aus Düsseldorf. Dort blockieren die fliegenden Manager den Tourismus. Konsequent weitergedacht kann das für Dortmund nur heißen: Weg von den Billigfliegern!
Düsseldorfs Flughafen-Chef Christoph Blume ist von der Sierau-Idee durchaus angetan, wie er im Gespräch mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) verriet. Dortmunds derzeitiger Stadtdirektor und möglicher künftiger Oberbürgermeister will die Manager aus der Landeshauptstadt nach Dortmund lotsen. Zum Beispiel über den RRX. Problem: Dessen Anbindung an die Start- und Landebahn in Wickede ist bereits verworfen worden.
Der Düsseldorfer Flughafenchef rät den Dortmundern dennoch, sich neu auf dem Markt zu positionieren. Zum Teilrückzug des Billigfliegers Easyjet äußert sich der Airport-Chef in aller Deutlichkeit: „Ich bin der festen Überzeugung, dass Easyjet wegen des auslaufen Neres-Programms gegangen ist und nicht wegen der Betriebszeiten.” Blume bestätigt damit die Argumente von Schutzgemeinschaft Fluglärm (SGF) und VCD Dortmund-Unna. Zugegeben, der Mann ist bekannt als Kritiker der Dauersubventionen für die Dortmunder Konkurrenz. Aber er untermauert seine These mit Hinweis auf die Betriebszeiten in Düsseldorf. Die unterschieden sich nicht allzu sehr von denen in Dortmund. Auf Düsseldorf aber fliegen die Billigflieger ab. Noch jedenfalls.
Unabhängig davon rechnete auch die SGF jüngst vor, dass der ominöse „vierte Umlauf”, den erweiterte Betriebszeiten in Wickede angeblich ermöglichten und der den Einsatz der Easyjet-Maschinen erst richtig rentabel machen soll, durch Starts und Landungen bis 23 Uhr auch nicht erreicht würde.
„Erstmals seit 40 Jahren”
Zurückhaltend hat Sierau sich auch in Sachen Betriebszeiten geäußert. „Starts und Landungen bis 22.30 Uhr, Verspätungen bis 23 Uhr - dann ist Schluss”, schlug der SPD-Hoffnungsträger vor. Auch das wäre eine Ausweitung der Flugzeiten, aber immerhin: eine maßvolle. Alternativ könnte sich Sierau zweigeteilte Betriebszeiten vorstellen: Im Sommer bis 23 Uhr plus eine halbe Stunde für Verspätungen; im Winter bliebe alles, wie es ist. Die CDU und ihr OB-Kandidat Joachim Pohlmann plädieren für 23 Uhr plus eine halbe Stunde Verspätungszuschlag; die Grünen lehnen konsequent jede Ausweitung ab.
An dem vom Flughafen gewünschten weiteren Ausbau der Start- und Landebahn von 2000 auf 2800 Meter ist sogar Easyjet selbst gar nicht allzu sehr interessiert. Angesichts der Millionen-Kosten (für Ausbau und Lärmschutz) zeigt sich auch die Politik zurückhaltend: Sierau plädiert für den Ausbau auf 2300 Meter, die CDU bleibt bei ihrem Nein gegen eine längere Bahn. Offensichtlich werde „erstmals seit 40 Jahren” nicht jeder Wunsch der Flughafen-Geschäftsleitung einfach so durchgewinkt, freute sich die SGF in einem offenen Brief an Sierau.
Eines bleibt sicher: die Verluste des Flughafens. Und die entstehen weiterhin sowohl aus den Kosten des letzten Ausbaus wie aus dem Betrieb selbst. Selbst ein dickes Fluggast-Plus könnte rote Zahlen letztlich nicht verhindern. Lorenz Redicker
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