Welche
Folgen hat ein Flughafenausbau für die Schollen der Häuslebauer? Ihr
Wert wird weniger stark steigen, sagt der vom Flughafen beauftragte
Gutachter voraus. ...
Frank Wilke: "Die Politiker müssen bedenken, dass ein Flughafenausbau das private Vermögen der Bürger entwertet."
... Falsch, hält der Dortmunder Frank Wilke, ehedem Professor an der
Hochschule Neubrandenburg, dagegen. Der Wert der Grundstücke und
Immobilien werde sinken. Um die astronomische Summe von 1,2 Milliarden
Euro. Der Fasanenweg in Berghofen. Eine schmucke Reihenhaussiedlung mit
gepflegten Vorgärten und Fußwegen wie geleckt, von keiner
Zigarettenkippe und keinem Kaugummipapier bedeckt. Nichts, so scheint
es, könnte das Vorstadtidyll trüben. Es sei denn, Prof. Dipl.-Ing.
Frank Wilke, Hausnummer 65, sitzt morgens mal wieder aufrecht im Bett,
weil einer dieser Jets übers Haus düst.
Berghofen liegt wie andere Ortsteile in der Einflugschneise. Viele, die
hier wohnen, fühlen sich doppelt bestraft: vom Fluglärm und vom
Werteverfall ihrer Immobilien und Grundstücke.
Wilke ("Ich habe das Haus 1980 gekauft") legt Din-A4-Blätter auf den
Wohnzimmertisch, Kolonnen von Zahlen, in Reih und Glied geordnet.
Überschrift. "Immobilienwertverluste durch Fluglärm in Dortmund." Wilke
hat gerechnet. Es ist keine Wolkenschieberei, die der frühere Leiter
des Planungsamtes in Bergkamen und ehedem Professor an der Hochschule
in Neubrandenburg veranstaltet hat. Sein Datenfundament zu
Grundstücken, Wohnhäusern und Grundstückswerten ist bodenständig, Wilke
zieht es aus Flughafen-Gutachten, aus statistischen Daten der Stadt und
aus Gutachterausschüssen. Ergebnis: Rund 160 000 Dortmunder, mithin
fast ein Viertel der Einwohner, seien von sinkenden Grundstücks- und
Immobilienwerten gebeutelt. Die größten Verluste (15 Prozent) trügen
die Häuslebauer in Wickede, Aplerbeck, Sölde und auf der Stadtkrone
Ost. Einen Wertverfall von 10 Prozent errechnet er für den Immobilien-
und Grundstücksbestand in Hörde, der Gartenstadt, Wambel und Asseln
(u.a.). Dagegen schneiden Lücklemberg, Wellinghofen und Hacheney mit
einem Minus von 5 Prozent fast noch glimpflich ab. Aber unter dem
dicken Strich, den Wilke zieht, steht ein Minus von sage und schreibe
1,2 Milliarden Euro. "Da wird in großem Umfang Privatvermögen
vernichtet", sagt er und schafft es, gelassen zu bleiben. Er fordert
die Verantwortlichen eindringlich, aber in aller Höflichkeit auf, "die
enteig-nungsgleichen Eingriffe in das Privatvermögen bei allem Für und
Wider exakt abzuwägen." Und wenn's die Entscheidungsträger nicht tun,
weiß Planungsexperte Wilke, "werden es Gerichte machen." Ab und zu
steht Wilke auf der Aussichtsplattform am Rande der Baugrube
Phoenix-See. Würdest du hier ein Grundstück kaufen?, geht ihm dann
durch den Kopf - verbunden mit ernstem Zweifel, ob sich wirklich 300
Euro/qm erzielen ließen. Wilke formuliert vorsichtig: Ein
Bürgerentscheid in Sachen Flughafen? "Das könnte ich als Armutszeugnis
der Politik bezeichnen." Er selbst, sagt er, fliege nie ab Dortmund.
"Weil ich kein Frequenzbringer sein will." Es ist ein trüber Tag. Regen
fällt auf die Reihenhäuser am Fasanenweg.
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