Vor einem Jahr, am 28. Februar 2007, ist das 3do-Projekt des
portugiesischen Investors Sonae Sierra von der Deutschen Bahn ganz
offiziell zu Grabe getragen worden und somit endgültig gescheitert.
Bis dahin durften die Dortmunder wenigstens noch hoffen: Auf einen
neuen Hauptbahnhof. Zwar nur als Abfallprodukt einer
überdimensionierten Einkaufs- und Erlebniswelt über den Schienen, aber
im Ergebnis wäre eben auch ein neuer Bahnhof entstanden. Mit all den
Dingen, die derzeit fehlen: Einem zeitgemäßen, der Bedeutung des
Bahnknotens Dortmund angemessenem Bahnhofsgebäude, das Reisenden mehr
Komfort, mehr Platz und mehr Service bietet, funktionierenden (!)
Rolltreppen und Fahrstühlen zu allen Bahnsteigen, der besseren
Anbindung der Stadtbahn-Station, der Brücke zur Nordstadt, einer
richtigen Radstation, angebunden an eine Nord-Süd-Bahnhofs-Unterquerung
für Radfahrer - und und und.
Vorbei. Jetzt bleibt nicht einmal die Hoffnung. Jetzt heißt es warten.
Warten auf die Deutsche Bahn.
Die Aktiengesellschaft in Staatsbesitz aber hat offensichtlich anderes
im Sinn als die Sanierung eines ihrer wichtigsten Knotenpunkte (Nummer
2 in NRW) mit 125.000 Reisenden täglich. Wie ist es zu erklären, dass
die Bahn weiterhin zugesagte Fördermittel von Bund und Land NRW in Höhe
von 130 Millionen Euro links liegen lässt? Viel mehr als die angepeilte
Gesamtinvestition für den Hauptbahnhof Dortmund in Höhe von 145
Millionen Euro hat die Bahn bislang öffentlich nicht von sich geben
wollen. Im August 2007 wurden dem Stadtdirektor und Planungsdezernenten
Ullrich Sierau erste Planungen vorgestellt - die nicht ansatzweise den
Vorstellungen der Stadt entsprachen. Die schickte der Bahn einen
Anforderungskatalog - nach 10 Jahren Verhandlungen über Ufo und 3do!
Seitdem herrscht wieder Schweigen.
Die Vorgänge sind bemerkenswert: Erstens weiß DB Station & Service
zwar, was ein neuer Bahnhof in Dortmund kosten würde und dürfte, aber
nicht, wie der denn aussehen soll. Zweitens käme die DB für Dortmund
auf die erstaunliche Förderquote von knapp 90 Prozent. Auch wenn nach
offizieller DB-Sprachregelung sich angeblich in Dortmund nicht mehr
als 15 Millionen Euro Eigeninvestition rechnen - diese Förderquote
erscheint den Herren Mehdorn & Co offenbar doch so unverschämt (und
rechtswidrig!) hoch, dass sie diese lieber im 350 Millionen Euro teuren
„Bahnhofspaket NRW” (mit Essen, Duisburg, Münster, Wuppertal) versteckt
haben. Wegen der Dortmunder Zahlen liegt selbst dessen Förderquote mit
80 Prozent (280 Millionen) außerhalb des üblichen Rahmens; der Zuschuss
wurde nur mit großem Druck auf den Haushaltsausschuss und dem
bettelndem Hinweis auf die Kulturhauptstadt 2010 erkämpft. Aber nur in
Essen gibt es bislang einen Bautermin - möglicherweise, weil
maßgebliche Amtsträger (etwa Landesverkehrsminister Wittke) die
Kulturhauptstadt allein dort verortet hatten.
Am liebsten gar nichts
Weiterhin wird immer deutlicher, dass die hoch verschuldete DB-Sparte
Station & Service am liebsten gar kein Geld mehr ausgeben würde -
jedenfalls nicht bis zum Börsengang, nicht in Dortmund. So ist die
geplante Verlegung des S-Bahn-Halts in Kruckel laut Westfälischer
Rundschau gescheitert am DB-Eigenanteil von knapp 200.000 Euro - bei
2,2 Millionen Euro Landesförderung. Auch Aufzüge in Oespel und Kley
werden nicht gebaut - wegen 200.000 Euro Eigenanteils der Bahn - bei
1,5 Mio. Förderung. Die Verlagerung des Bahn-Haltepunkts in Aplerbeck
hat erst gar keine Realisierungschance.
Eine Ausnahme ist Hörde: Der denkmalgeschützte, aber heruntergekommene
Bahnhof soll 2009 abgerissen und neu gebaut werden. Die Sanierung war
über Jahre hin aufgeschoben worden.
Für das Verhalten der Bahn bleibt dennoch nur: Unverständnis. Und
Verärgerung. Geld gibt der Staatskonzern offenbar nur, wenn eigene
Ausgaben massiv anderweitig kompensiert werden - wie beim
Prestigeprojekt Stuttgart21. Die baden-württembergische Landesregierung
hat sich den neuen Tiefbahnhof (2,8 Milliarden Euro Gesamtkosten) mit
außerplanmäßigen Zuschüssen für die ICE-Neubaustrecke nach Ulm (fast 1
Mrd. Euro) und der langfristigen Vergabe des Süd-West-Nahverkehrs an DB
Regio erkauft. Die Interessen der Bahnfahrer, der Kunden also, spielen
in solchen Szenarien keine Rolle. Auch die Kommunen sind außen vor.
Der Bahnhof als Visitenkarte einer Stadt? Das war einmal. Der
Möchtegern-Börsenbahn geht es derzeit nur um den schnellen
Gewinn. Lorenz Redicker
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