Seit dem vergangenen Sommer darf sich Dortmund „fahrradfreundliche
Stadt” nennen. „Fast schon vorbildhaft”, sei, was Dortmund in Sachen
Radverkehr zu bieten habe, lobte die Auswahlkommission, die einstimmig
beschloss, Dortmund in die „Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche
Städte, Gemeinden & Kreise NRW” (AGSF) aufzunehmen. „Man sieht im
Moment wohl keine andere Großstadt in Deutschland, die in Sachen
Radverkehr auf so gutem Weg ist wie Dortmund”, behauptete gar der
Fahrrad-Beauftrage des NRW-Verkehrsministeriums, Peter London, im
August.
Nun ist auch der VCD der Ansicht, dass in Dortmund die Richtung beim
Radverkehr stimmt. Die Auszeichnung ist verdient, das Lob aber
übertrieben. Neben vielen positiven Entwicklungen gibt es leider Dinge,
die falsch laufen. Insbesondere ist die City-Querung kritisch zu sehen.
So gibt der Umbau von Kampstraße und Brüderweg Anlass zur Sorge. Das
Planungsamt beharrt darauf, dass der neue Boulevard vorrangig den
Fußgängern gewidmet sein soll - Rad fahren ist erlaubt; eine rein
optische, hindernisfreie Fahrgasse für Radler, wie vom VCD gewünscht,
um Konflikte mit Fußgängern zu vermeiden, soll es aber nicht geben.
Dabei böte der neue Boulevard ausreichend Platz. Stattdessen dürfte der
geplante Teich inmitten der Kreuzung zur Hansastraße Radler zum
Absteigen zwingen. Womit dann neben der wichtigsten Ost-West-Querung
auch gleich noch eine der beiden Nord-Süd-Passagen blockiert wäre. An
den drei Markttagen kann die Hansastraße jetzt schon nicht mehr
passiert werden.
Neues Ungemach droht vom geplanten Einkaufstempel auf der Thier-Brache.
Dafür soll die Silberstraße eingezogen werden - die andere
Ost-West-Querung wäre damit komplett dicht. Und somit das städtische
Radverkehrskonzept aus den 90er Jahren Makulatur. Das sah vier
City-Querungen vor - neben den genannten noch Kleppingstraße/Kuckelke,
wo im Frühling und Sommer die Außengastronomie Radfahrern den Platz
nimmt, im Winter der Weihnachtsmarkt.
Richtig ist: Für alle genannten Nutzungen gibt es gute Gründe. Was es
Radlern nicht einfacher macht. Übrigens: Nicht nur der VCD kritisiert
die Probleme mit der City-Querung. Auch die AGSF-Auswahlkommission
mahnte, die City müsse für Radler passierbar bleiben. Merke: Die
Fahrradfreundlich-Auszeichnung kann auch wieder einkassiert werden.
lore
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