Schon seit Jahren wird über die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes
von Schwerte diskutiert. Die aktuellen Pläne, einmal umgesetzt, würden
bestehende und funktionierende Wegeverbindungen für den Umweltverbund
zerstören. Schuld wäre ein neues Einkaufszentrum. Oder, genauer: dessen
Lage.
Unstrittig ist, dass der Busbahnhof schon lange nicht mehr den
Erwartungen der Fahrgäste entspricht; ebenso unstrittig ist, dass der
ruhende Verkehr – sowohl für den Kfz- als auch den Radverkehr – besser
und platzsparender geordnet werden soll. Richtig ist auch, dass im
Südwesten mit der ehemaligen Wilhelmshütte eine städtebauliche Brache
existiert. Handlungsbedarf ist also gegeben - und auch der Bahnhof
selber hätte eine Frischzellenkur verdient.
Die Diskussion der vergangenen Jahre aber drehte sich vornehmlich um
die Frage, wer das Einkaufszentrum am Bahnhof baut? ANH (Arnsberg) oder
HGV (Stade) bzw. 3.500 qm Verkaufsfläche (ANH) oder 6.500 (HGV). Aus
dem sogenannten Qualifizierungsverfahren ging ANH als der Sieger
hervor. Die Stadtverwaltung erarbeitete auf der Grundlage des
ANH-Entwurfs den Bebauungsplan nebst Änderung des Flächennutzungsplans
– und da konnte man sich sehr verwundert die Augen reiben. Das
Einkaufscenter rückte wesentlich näher an bzw. sogar vor das
Bahnhofsgebäude, der Busbahnhof verließ den angestammten Platz auf der
linken Seite und rückte nach rechts, die bisher dort postierten
Kurzzeitparkplätze verschwanden hinter dem Center und – oh Wunder: Es
gab auch auf der Nordseite eine städtebauliche Brache, die Looksche
Wiese mit ihrem alten Baumbestand. Die Wiese wurde bereits in den 70er
Jahren mit einer mehrgeschossigen Bebauung überplant, so dass man jetzt
ohne Ausgleich dort das P+R-Parkhaus platzieren konnte und die
Bike&Ride-Anlage gleich noch daneben.
Diesen Plan vor Augen haben sich BUND-Ortsgruppe Schwerte und VCD
gemeinsam in einem offenen Brief an die Politiker im Rat der Stadt
Schwerte gewandt, die Planung noch einmal grundlegend zu überdenken.
Die richtigen Ziele einer städtebaulichen Aufwertung und funktionalen
Verbesserung gerade für den Umweltverbund (Fußgänger, Radfahrer und
Busse) fallen nämlich dabei ziemlich hinten runter: In der bisher
gradlinigen Fußverbindung zwischen Bahnhof und Zugang zur Innenstadt
kreisen künftig die Busse um das neue ZOB-Terminal, Radfahrer sollen,
nachdem sie ihr Rad in der B+R-Garage abgestellt haben, ein gutes Stück
gehen und dabei die viel befahrene Bahnhofstraße an einer schlecht
signalisierten Ampel queren – und wie die Busse die vorgesehenen
Warteplätze an der Ladestraße südlich des Einkaufszentrums erreichen
sollen, bleibt unklar. Entlang der ehemaligen Wilhelmshütte wird schon
die Trasse der geplanten Westtangente gesichert; das Hüttengelände
selbst, eigentlich der richtige Standort für das P+R-Parkhaus, soll
Gewerbefläche werden.
Zweiter großer Verlierer wäre die Umwelt. Nicht nur die Looksche Wiese
mit ihren zahlreichen alten Bäumen, sondern auch die ebenso zahlreichen
und noch größeren Bäume auf dem Bahnhofsvorplatz sollen dem Neubau
weichen. Die große Glasfassade, die höher als das Bahnhofsgebäude
werden soll, wird den Schall massiv reflektieren und den
Bahnhofsvorplatz verlärmen. Aufenthaltsqualität sieht anders aus.
In einer Stellungnahme zu FNP-Änderung und Bebauungsplan haben BUND und
VCD die Punkte detailliert beschrieben; noch kann der ganze Unsinn
gestoppt werden. Denn warum überhaupt ein Einkaufscenter notwendig ist,
hat bisher niemand schlüssig darlegen können, schon gar nicht der
Einzelhandelsgutachter: Der kam eigentlich zum Schluss, das Ding sei
überflüssig. Albrecht Buscher
Bildzeile: Blick auf den Schwerter Bahnhof mit der Lookschen Wiese im Hintergrund.
Foto: Frank Weissenberg (BUND)
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