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Das Haushaltsbegleitgesetz - vom Bundestag im Jahr 2006 beschlossen -
hat die für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) zur Verfügung
stehenden Steuermittel erheblich reduziert, die der Bund aus dem
Aufkommen der Mineralölsteuer den Ländern zur Verfügung stellt. Diese
„Regionalisierungsmittel“ genannten Beträge in einer Größenordnung von
bundesweit ca. 7,05 Milliarden Euro im Jahr 2005 sollten von 2006 bis
2010 – statt sie weiterhin um jährlich 1,5 Prozent zu erhöhen -
deutlich in einer Größenordnung von 2,3 Milliarden Euro gekürzt werden.
Für 2011 ist eine Revision geplant.
Im Rahmen der parlamentarischen Beratungen konnte dann das Schlimmste
verhindert werden, da der Bund für die Jahre 2008 bis 2010 die
Förderung wieder um insgesamt 500 Millionen Euro aufgestockt hatte.
Somit stehen dem SPNV von 2006 bis 2010 bundesweit 1,8 Milliarden Euro
weniger zur Verfügung, als wenn die Regionalisierungsmittel wie
ursprünglich geplant gezahlt würden. Im Jahr 2006 war die Kürzung mit
1,4 Prozent noch relativ bescheiden, während für 2010 immerhin 9,4
Prozent, also fast ein Zehntel weniger Fördermittel zur Verfügung
stehen. Im Jahresdurchschnitt von 2006 bis 2010 beträgt die Kürzung
7,25 Prozent. Die Bundesländer sind jeweils proportional betroffen, da
sie vom Gesamtbetrag einen konstanten Prozentsatz erhalten (NRW-Anteil
15,75 Prozent).
Für den VCD Kreisverband Dortmund-Unna war diese unerfreuliche
Entwicklung Anlass genug, einen Teil der Aktivitäten darauf zu
verwenden, die Öffentlichkeit auf den politischen Widerspruch
hinzuweisen, der mit dieser Kürzung verbunden ist. Denn während sich
die Bundesregierung in der Weltpolitik als „oberste Klimaschützerin“
präsentierte, führen die Einschnitte bei den Regionalisierungsmitteln
in den Ländern zum Ergebnis, dass der umweltfreundliche SPNV erheblich
beschnitten wird. Nur wenige Bundesländer, z. B. Rheinland-Pfalz –
nicht aber NRW – waren bereit, eine Kompensation aus dem Landeshaushalt
zu leisten. Immerhin fällt den Ländern aus der Erhöhung der
Mehrwertsteuer ein Vielfaches dessen zu, was jetzt im SPNV fehlt.
Gemeinsam mit der BUND-Kreisgruppe Dortmund forderte der VCD vom
Bundestag, die Kürzung der Regionalisierungsmittel zurückzunehmen und
den SPNV weiterhin auszubauen. Schließlich trägt der Autoverkehr mit 20
Prozent zur CO2-Belastung und zum Klimawandel bei, wobei der
öffentliche Verkehr für eine deutliche Minderung sorgt. Diese
Forderungen haben VCD und BUND im Mai 2007 in Form eines Offenen
Briefes den örtlichen Bundes- und Landtagsabgeordneten sowie dem
Dortmunder Oberbürgermeister Gehard Langemeyer und Landrat Michael
Makiolla (Kreis Unna) vorgetragen. Dabei wurde von den
Landtagsabgeordneten gefordert, die Kürzungen mit Landesmitteln aus dem
deutlich gestiegenen Mehrwertsteueraufkommen solange zu kompensieren,
bis der Bund wieder für die vollständige Bedarfsdeckung sorgt. Immerhin
sorgen so manch andere Bundesländer für eine Problemlösung.
Keine Mehrheit für Kürzung in Dortmund und Unna
Die Antworten der örtlichen Parlamentarier zeigen, dass bei einer
Abstimmung unter ihnen keine Mehrheit zur Kürzung der
Regionalisierungsmittel zustande gekommen wäre. Insbesondere die
Abgeordneten von B´90/Grüne unterstützen ausdrücklich die Forderungen
von VCD und BUND. „Es ist ein bitterer Witz, wenn die Bundesregierung
sich den Klimaschutz auf die Fahnen schreibt und im gleichen Atemzug
dem Klima schonenden ÖPNV den Teppich unter den Füßen wegzieht“, so
Markus Kurth, sozialpolitischer Sprecher der grünen Fraktion im
Bundestag und Dortmunder Abgeordneter. Die Grünen- Fraktion hatte auf
Bundesebene gegen eine Haushaltskonsolidierung auf Kosten des SPNV
votiert und eine entsprechende Gesetzesänderung, die wenigstens eine
Sicherung des erreichten Niveaus bedeutet hätte, eingebracht.
Die SPD ist demgegenüber in der Situation, einerseits die Position der
Umweltverbände grundsätzlich zu unterstützen, andererseits jedoch ihr
Votum für das Haushaltsbegleitgesetz verteidigen zu müssen. So freut
sich Marco Bülow, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion
und ebenfalls aus Dortmund, über das Engagement des BUND und des VCD,
stellt aber die Tatsache, dass 500 Mio. EUR von 2008 bis 2010
zusätzlich bereitgestellt werden, als freudige Nachricht dar. Immerhin
„hat sich die SPD-Fraktion im Landtag und in den zuständigen
Ausschüssen mehrfach dafür eingesetzt, die entfallenden
Regionalisierungsmittel durch Mittel des Landes NRW zu ersetzen“, so
Wolfram Kuschke, SPD-Landtagsabgeordneter aus Unna.
Die Parlamentarier von CDU und FDP verteidigen im Trend die Kürzung,
wobei problematisiert wird, dass die Länder die Mittel teilweise
zweckentfremdet hätten. So würde zum Teil die Schülerbeförderung aus
diesen Mitteln bestritten, welche die Länder eigentlich aus eigenen
Mitteln bestreiten müssten. Zudem wird darauf hingewiesen, dass die
Regionalisierungsmittel zu einer viel zu üppigen Dotierung der
Deutschen Bahn AG (DB AG) – das Gros der Unternehmensgewinne werde im
Nahverkehr erzielt – geführt hätten. Daher wird von den Ländern und den
Aufgabenträgern im SPNV gefordert, künftig alle Leistungen im
Wettbewerb zu vergeben. Die bereits durchgeführten Vergabeverfahren
würden deutlich zeigen, dass auf diese Weise erhebliche
Kostensenkungspotenziale zu erschließen sind. Hier schließt sich dann
der Kreis, da auch die grünen Parlamentarier vermuten, dass mehr
Ausschreibungen und eine größere Mitteleffizienz anzustreben sind.
Die Stadt Dortmund und der Kreis Unna unterstützen die Position von VCD
und BUND und haben sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten für eine
Rücknahme der Kürzungen bzw. für einen Ersatz der Mittel durch das Land
NRW eingesetzt.
Ein Ersatz entfallender Bundesmittel durch Landesmittel könnte übrigens
durchaus neu mit dem Schutz des Klimas begründet werden, da aktuell
„mit den Regionalisierungsmitteln keine Klimaschutzziele verfolgt
werden“, so Oskar Burkert, CDU-Landtagsabgeordneter aus Hamm und für
den Kreis Unna zuständig. Widersprüchliches scheint der Mann in
diesen seinen Worten nicht zu sehen.
Die Antworten können hier (PDF-Dokument - 80 KB) eingesehen werden.
Die Zukunft der Regionalbahnhöfe in Nordrhein-Westfalen:
Keine Züge, keine Reisenden?
Im Bild: Bahnhof Ostkreuz, Berlin.
Foto: Careau mit o. / Photocase
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