Von Dietmar Seher
Dortmund. Nach dem spektakulären SPD-Beschluss fordern führende Poizeiexperten ein Tempolimit auf Autobahnen: Nicht nur die Zahl tötlicher Unfälle soll so drastisch verringert werden. Vielen Pkw-Lenkern würde es auch eine heimliche Angst vor dem Fahren auf Schnellstraßen nehmen.
Tests auf der A 61 in Rheinland-Pfalz haben Anfang der 90er Jahre ergeben, dass die Zahl der Unfalltoten und -verletzten nach Einführung des Limits bis zu 22 Prozent zurückgehen könnte, sagt der Arnsberger Martin Mönnighoff, Polizeidirektor an der Polizeihochschule Münster.
Auch die Grünen verlangen die Einführung einer Höchstgeschwindigkeit von 130 schon zum 1. Januar. Sie berufen sich dabei auf die Chefs der Länderpolizeien, die gemeinsam eine Höchstgeschwindigkeit anmahnen.
Weit mehr Fahrer als bekannt haben Angst vor einer Autobahn-Fahrt ohne Tempolimit, sagte Mönnighoff im WR-Gespräch. "Über 50 Prozent geben an, dort Aggressionen oft oder sehr oft zu erleben. Das haben Umfragen ergeben." Nur wenige hätten Vertrauen in die Polizei, solche Situationen unterbinden zu können.
Der Experte glaubt: "Geschwindigkeit ist ein Sicherheitsproblem". Sie sei "Unfallursache Nr. 1", seit 30 Jahren für jeden dritten Getöteten ursächlich. Und: "70 Prozent der Getöteten auf Autobahnen sind auf Abschnitten ohne Geschwindigkeitsbegrenzungen zu beklagen" - 462 Menschen im Jahr 2005.
Mönnighoff lastet den letzten drei Bundesregierungen schwere Versäumnisse an:
Seit 1995 seien Forschungen der Bundesanstalt für Straßenwesen über Tempo-Verhalten unterbunden worden. Dabei habe sich zuvor ergeben, dass sich - auch wegen starker Motorisierung - das Durchschnittstempo von 112 auf 120 km/h erhöht habe.
Es seien nur 950 der 12 000 Autobahnkilometer mit Anlagen ausgestattet, die elektronisch Tempogrenzen setzen. Aber: "Ein Großteil dieser Geschwindigkeitsanzeigen ist derzeit nicht zu überwachen, da die erforderliche Technik nicht eingebaut ist".
Der Polizeidirektor, der in Münster Polizeichefs ausbildet, will Tempo 130 auf Autobahnen, 90 auf Landstraßen.
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