Von Dietmar Seher
Der russische Bahnchef und enge Putin-Vertraute Wladimir Jakunin hat seinen Konzern RZD, ein 100-prozentiges Staatsunternehmen, als Käufer eines Aktienpakets ins Gespräch gebracht: "Ich schließe nicht aus, dass wir Interesse an der Teilprivatisierung zeigen werden", zitiert ihn die "Zeit". In der Zeitung "Vedomosti" sagte er: "Der Kauf eines Aktienpakets der Deutschen Bahn wäre gut für das Image Russlands." Die Wünsche des Staatsbahnchefs spitzen die Börsengang-Debatte zu. In Berlin lösen sie Sorge aus: "Das ist ein Punkt, der bei uns zunehmend zur Nachdenklichkeit führt", sagte der Chef des Verkehrsausschusses im Bundestag, Klaus Lippold, zur WR. Lippold fühlt sich schon durch die geplanten "wechselseitigen Beteiligungen" der beiden Bahnen irritiert. Kürzlich hatten sie eine gemeinsame Logistik-Tochter gegründet, die Container-Transporte von Berlin bis an den Pazifik bei Wladiwostok auf der Schiene fahren soll. Der CDU-Politiker fürchtet, dass bei einem anonymen Großaktionär oder eben einem außerhalb der Landesgrenzen die Einflussmöglichkeiten auf wichtige Entscheidungen erschwert sind. Denn: Nach den Regierungsplänen soll auch das Schienennetz 15 Jahre in der Regie der privatisierten Bahn sein. Der grüne Verkehrsexperte Winfried Hermann bestätigte der WR, dass es seit einiger Zeit "Gerüchte" über Einstiegs-Absichten des russischen Staatskonzerns gibt. Die Frage des Investors sei aber bei der Entscheidung über den Börsengang, die der Bundestag noch treffen muss, entscheidend. Die staatliche Infrastruktur müsse in öffentlicher Hand bleiben. Bahn-Chef Hartmut Mehdorn setzte sich in der "Wirtschaftswoche" für Namensaktien ein, um anonyme Anteilseigner abzuhalten. Aber: "Ich hätte nichts gegen ausländisches Kapital." Kommentar S.2 /Politik "Gut fürs Image": Bahn-Chefs Jakunin und Mehdorn (dpa)
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